aufblasen,
V.
1.
›etw. durch Blasen oder innere Wirkung zum Schwellen bringen, etw. (z. B. die Backen) aufblasen‹; spezialisiert: ›(Fleisch o. ä.) durch Blasen so behandeln, daß es größer oder günstiger aussieht‹ (ein Kniff der Metzger); ütr.: ›jn. überheblich machen‹; ›etw. aufbauschen, übertreibend darstellen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. aufblähen
abblasen
Belegblock:
Schmidt, Frankf. Zunfturk.
1, 353, 10
(hess.
, 1377
): auch sal nymand keinerlei fehe uffblasen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
94, 11
(Frankf.
1535
): Arsenicum [...] blaset vff das antlitz gleich ob es zerschwollen were / desßgleichen die hende.
Luther, WA
30, 3, 237, 34
(1530
): Kanstu nu aus dem Euangelio auffblasen kindlichen ungehorsam, so kan man widderumb daraus auff blasen deinen unveterlichen frevel.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
3, 14
(nürnb.
, 1. H. 15. Jh.
): die andern künst, die sein gewonleich vierbicz, eitel und aufplasent den menschen.
Sudhoff, Paracelsus
4, 431, 27
(1527
): seind auch ursachen zu dem schrepfen genomen aus den aufblasenden krankheiten, als die mit geschwulst und dergleichen anfallen.
Goldammer, Paracelsus.
7, 100, 3
(1530
): einer, der ein backen ufblast und lest ihn wieder nider gohn.
Maaler
31r
; Dietz, Wb. Luther
1, 123-124
; Pfälz. Wb.
1, 365
; Rwb
1, 852
.2.
›an-, aufschwellen‹; meist als part. Adj. aufgeblasen
1 ›geschwollen, an-, aufgeschwollen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. aufblähen
aufbollen
Belegblock:
Volkmar
691
(Danzig
1596
): Varix [...] ein auffgeblasen Ader.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
78, 4
(Frankf.
1535
): so soll man das puluer darin thun mit eim federlin gelegt in ein auffgeblasen blater.
Maaler
11v
(Zürich
1561
): Adergunten (die) weñ die bluͦtaderen an etlichen orten aufgeblaasen voll werdend / wie krampffaderẽ.
Ebd.
32v
: Aufgeblaasne / geschwulne haut.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
270, 15
(oobd.
, 1349
/50
): wenn man in [trach] verjagen wil [...], sô nimt man ain aufgeplâsen plâtern und sleht dar auf mit coraleinn gärtleinn.
Schweiz. Id.
5, 144
.3.
›sich überheben, sich aufblasen, aufspielen, groß tun‹, als part. Adj. aufgeblasen
2 ›überheblich, großtuerisch, aufgeblasen‹ (auch subst.).Bedeutungsverwandte:
aufbäumen
aufpfeien
aufwerfen
erheben
erhöhen
2
prangen
stolzieren
überheben
aufblähen
aufblatern
aufbrüsten
hochmütig
hochtrabend
hoffertig
stolz
stolzmütig
Wortbildungen:
aufblasung
Belegblock:
Schöpper
18b
(Dortm.
1550
): Superbus hoffertig stoltz rumraͤtig hochmuͤtig schwuͤlstig hochhertzig stoltzmuͤtig auffgeblasen geschwollen hochtrabend verwegen vbermuͤtig vffbruͤstig hochpraͤchtig hochfarend.
Ulner
257
(Frankf.
1577
): Hochmuͦhtig seyn. Stoltzieren / hochmut treiben / sich erheben / vbermut vnd pracht treiben / prangen / sich auffwerffen / vberheben / erhoͤhen / auffpfeien / stoltz / hoffertig seyn / die Augen hoch tragen / einen hohen Geist haben / auffbaͤumen / auffblasen.
Anderson u. a., Flugschrr.
1, 2, 9
(Leipzig
1520
): in schoner lere mit auffgeblasenn / listigenn vnd behenden worten furgeben.
Luther. Hl. Schrifft.
Hiob 15, 2
(Wittenb.
1545
): Sol ein weiser Man so auffgeblasen wort reden / vnd seinen Bauch so blehen mit losen reden?
Ebd.
1. Cor. 4, 19
: Jch wil aber gar kürztlich zu euch komen / so der HErr wil / vnd erlernen / nicht die wort der auffgeblasenen / sondern die krafft.
Ebd.
1. Tim. 3, 6
: Nicht ein Newling / Auff das er sich nicht auffblase / vnd dem Lesterer ins vrteil falle.
Rupprich, Dürer
1, 210, 42
(nobd.
, 1523
): mennschen [...] die von sich selbß halten, [...], verrether, freueller, auffgeplasen, die mer lieben die wollust denn gott.
Maaler
32v
(Zürich
1561
): Aufgeblaasen (der) Ruͦmsüchtig / der sich grosser dingen ruͤmpt vñ außthuͦt. [...]. Aufgeblaasen vnd hochtragen seyn.
Turmair
4, 59, 11
(moobd.
, 1522
/33
): damit wir uns selbs nit triegen mit unsern [...] aufgeplasnen unnützen titl.
Luther, WA
41, 47, 11
; Kehrein, Kath. Gesangb.
3, 135, 13
; Barack, Zim. Chron.
3, 214, 28
; Voc. Teut.-Lat.
b viijv
; c jr
; Schöpper
19a
(Belegzitat s. v. aufblähen
1); Volkmar
681
; Dietz, Wb. Luther
1, 124
; Schweiz. Id.
5, 144
.4.
›etw. (oft: Feuer) durch Blasen entfachen‹; ütr.: ›(Streit o. ä.) entfachen, schüren‹.Phraseme:
ein feuer aufblasen
›Uneinigkeit stiften‹; ›eine Schmiede (neu) einrichten‹; ein grosses feuer aufblasen
›etw. aufbauschen‹.Bedeutungsverwandte:
entzünden
anblasen
anstossen
Belegblock:
Lappenberg, Fleming. Ged.
184, 87
(1638
): da lief uns Persien, das edle, stracks entgegen | [...] | blies Freudenfeuer auf.
Luther. Hl. Schrifft.
Jes. 54, 16
(Wittenb.
1545
): Jch schaffs / das der Schmid / so die kolen im fewr auffbleset / einen Zeug draus mache.
Ebd.
Hiob 20, 26
: Es wird jn ein fewr verzeren das nicht auffgeblasen ist.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
190v, 39
(Leipzig
1588
): wenn sich zwischen guten Freunden was beschwerliches findet [...] / sol man nicht bald ein gros Fewer auffblasen / Sondern trewlich leschen vnd dempffen.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
15, 63
(nürnb.
, 1. H. 15. Jh.
): den nicht eczwen doch in einem tail des tags nicht betrubt hat die schuld seiner gewissen [...] und nicht aufgeplosen hat der wint der hoffart.
Fischer, Folz. Reimp.
11, 62
(Nürnb.
um 1488
): Der dip sprach: ‘plauff, ich thu dir nicht, | Dan plest du mir nit auff das licht, | So mustu schlecht mit mir gen hell’. | Der paur sprach: ‘plas auff, wer do well!’
Reichmann, Dietrich. Schrr.
91, 4
(Nürnb.
1548
): Solche anfechtung kan der boͤse feind groß auffblasen / dz die schwachen bloͤden hertzen dz gebet fallen lassen.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 70, 22
(Straßb.
1520
): das du [...] nit weitere irrung in hangender sach vff blassest.
Turmair
4, 1111, 18
(moobd.
, 1522
/33
): [Gildo] wolt also unainikait zwischen den brüedern machen, auch ein neus feur aufplasen.
Fischer, a. a. O.
11, 45
; Maaler
31r
; Dietz, Wb. Luther
1, 123
; Schwäb. Wb.
1, 366
; Schweiz. Id.
5, 144
; Winkler, Flugschr.
1975, 88
.5.
›(ein Blasinstrument) zum Erklingen bringen, blasen‹; das Blasen insbesondere mit der Trompete diente als Zeichen für verschiedene Zwecke, u. a. zum Turnierabbruch, zur Sammlung, zum Kriegszug, zu obrigkeitlichen Mitteilungen, dann Verwendung als Synekdoche: ›jn. zusammenrufen, zum Kampf, zum Aufbruch blasen usw.‹.Bedeutungsverwandte:
aufklänken
auftönen
bauken
trumeten
lärm schlagen
anblasen
Syntagmen:
oft ohne Obj.; das horn, die posaune / pfeife / schale / trumete a.
; zum angrif / sturm a., auf den plätzen a., im land a.
; subst.: grosses a.
; durch a. jn. aufmanen.
Belegblock:
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich
1044, 3
(Hs. A. 15. Jh.
): Do hies Merzian der heiden ufblasen sin herhorn.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
608, 7
(nobd.
, um 1525
): wurt in der stat zw Rotenburg durch den herolt mit der trumeten uffgeplosen und alle burger [...] beruft auf den marckt.
Bihlmeyer, Seuse
323, 10
(alem.
, 14. Jh.
): kerte sich der jungling zuͦ den vieren mit den schalmien und sprach zuͦ in, daz si uf bliesen.
Bachmann, Haimonsk.
94, 24
(halem.
, 1530
): do ward er vast zornig und [...] ließ sich von stund an wapnen und ließ uff blăssen.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
198, 5000
(schwäb.
, 1453
): ich sy im grossen zorn, | Und uff hais blaͮsen bald die horn, | Die krummen pfiffen und busun.
Chron. Augsb.
4, 263, 30
(schwäb.
, v. 1536
): eemals der gantz raisig zeug ist für sich zochen [...], hat man auffplaussen, trumethet und bauget.
Moscouia
C 3r, 40
(Wien
1557
): So liessen die Moscouiter aufblasen / vnd griffen die Littischen an.
Gille u. a., M. Beheim
104, 208
; 453, 1987
; Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 147, 20
; Tobler, Schilling. Bern. Chron.
1, 17, 29
; Chron. Augsb.
4, 281, 19
; 5, 386, 5
; 7, 88, 20
; Turmair
4, 165, 28
; 178, 19
; 5, 558, 34
; Maaler
31r
; 268v
; Dietz, Wb. Luther
1, 123
; Bad. Wb.
1, 79
; Schweiz. Id.
5, 144
; Rwb
1, 852
.