atzung,
die
;-Ø/-e
(für 3).1.
als Metonymie zum nomen actionis: ›Nahrung für Menschen und Tiere‹; dazu verschiedene Spezialisierungen:a) ›Bewirtungsabgabe (von Untertanen zugunsten eines Berechtigten, meist des Grundherren)‹; dazu konvers: ›Verköstigungszuwendung, die der Berechtigte erhält‹;
b) ›Heeresverpflegung‹;
c) ›Lebensunterhalt für jn. (oft: für Häftlinge, seltener belegt: für die Beteiligten an gerichtlichen Auseinandersetzungen während der Gerichtstage)‹;
d) als nomen actionis: ›heimliche Verköstigung‹; dazu als Synekdoche: ›Unterschlupf (für Flüchtige, Landstreicher usw.)‹;
e) ›Verköstigung von Arbeitern‹, teils nur auf das Essen, meist auch auf die Getränke bezogen;
f) als nomen acti: ›Futterkosten (für untergestellte, zugelaufene, verpfändete Tiere)‹. Zu allen Verwendungen nochmals Metonymien, dann z. B.: ›Kosten für Bewirtung, Lebensunterhalt‹; ›Rechnung für Verköstigung‹; vgl.
ätzen
1, az
1.Rechts- und wirtschaftsgeschichtliche Texte, Chroniken.
Bedeutungsverwandte:
futterung
narung
kost
speise
zerung
fahgeld
stokgeld
kerkergeld
Syntagmen:
(jm.) a. geben / (be)zalen / ablegen
(jeweils mehrmals) / äfern / darlegen / erlegen / ausrichten / erstatten / weisen / tun, a. nemen / verbürgen, a. ablesen
(zu letztgenannter Metonymie), a. schuldig sein, a. auf dem hof haben
(als Last); der a. benügig sein
; etw. von der a. einnemen, jm. um a. abtrag tun
; jm. mit a. fürderung tun
; a. des beklagten / gefangenen / wirtes
; gebürliche / schlechte / ziemliche a.
Wortbildungen:
atzungsleute
Belegblock:
Brinkmann, Bad. Weist.
86, 17
(rhfrk.
, 1581
): weisen sie alle herrlichkeit und oberkeit den Landtschaden nach centlichem gebrauch als ihren rechten gerichtsherrn [...], auch atzung und frondienst.
Kisch, Leipz. Schöffenspr.
7, 25
(osächs.
, 1523
/4
): was es [essendes pfand] vereczte, die atzung must der erlegen, des das vihe were gewest, nach rechter futterung oder atzung (rechte und) rechtes kaufes.
Chron. Nürnb.
1, 171, 38
(nobd.
, 1356
): wellen dann di soldener von den pferden solt nemen, so sullen si dem smide die atzung und daz lon geben.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
26, 7
(nobd.
, 1413
): Den sol man allen genung geben zu eßen und zu trincken; und dieselben atzung sol der fronhoff geben.
Ebd.
43, 42
(1451
/69
): das kein soldner nicht schuldig ist zu geben weder dienst noch aczung.
Mon. Boica, NF.
1, 569, 6
(nobd.
, 1. H. 15. Jh.
): er eczt in ir wasen abe, das sie nit (narung den) aczung den pferden gehaben mugen.
Kohler u. a., Bamb. Halsger.
178, 10
(Bamb.
1507
): Das dann des beclagten freunde die atzung des beclagten, auch dem cleger Cost vnd scheden [...] aussrichten woͤllen.
Ebd.
254, 1
: Von atzung der gefangen.
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V.
204, 3
(o. O. 1532
): ein jede oberkeit [...] soll, sollicher gerichtskosten vnd Atzung halb, zimbliche vnd gleichmessige ordenung machen.
Geier, Stadtr. Überl.
483, 27
(nalem.
, 1551
): welche werkleut aber sollicher lohn, trank und atzung, wie vorsteet, nit beniegig sein.
Hauber, UB Heiligkr.
1, 514, 6
(schwäb.
, 1375
): wie er und sin botten dez ze schaden kaͤmen ez waͤr von zerung von atzzung von bottenlon.
Chron. Augsb.
4, 213,
Anm. 3 (schwäb.
, v. 1536
): it. 3 fl [...] fachgelt, atzung vnnd zerung, als man Götz von Berlichingen gefanngen [...] hat.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 388, 32
(schwäb.
, 1578
): sollen sye das erste mal ain monat mit wasser und brott oder sonsten schlechter azung uff ihren costen gefangen gesezt werden.
Ebd.
703, 49
(v. 1585
): soll er dem schuldner [...] auch des würtz atzung, so daß pfand gebürlich verthonn, auch also paar ablesen und erstatten.
Nyberg, Birgittenkl.
1, 343, 22
(oobd.
, 1497
): Er mag zwo kuͤe haben vnd zwey schweyn, doch das hirtlonn vnd atzung selbs darleg.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
287, 20
(smoobd.
, 1494
): wer aber ainen solhen lantschadhaften menschen in vor geschribner maß nicht beschrir noch anviel oder im füdrung tät mit beherbergen oder mit atzung.
v. Bunge, Livl. UB
4, 448, 39
; Krebs, Prot. Spey. Domkap.
1, 1715, 2
; Foltz, UB Friedb.
1, 114, 33
; Schmidt, Frankf. Zunfturk.
1, 31, 43
; Kollnig, Weist. Schriesh.
135, 40
; Thiele, Chron. Stolle
494, 10
; 496, 35
; Kohler u. a., Peinl. GO Karls V.
61, 17
; Dinklage, a. a. O.
105, 30
; 114, 44
; Baumann, Bauernkr. Rotenb.
399, 1
; Sachs
3, 323, 12
; 7, 439, 39
; 17, 425, 29
; Engel, Rats-Chron. Würzb.
173, 3
; Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
121, 38
; Chron. Nürnb.
4, 318, 34
; Müller, Alte Landsch. St. Gallen
36, 21
; Schib, Urk. Laufenb.
358, 35
; Hauber, UB Heiligkr.
2, 430, 3
; Baumann, Bauernkr. Oberschw.
55, 24
; Chron. Augsb.
4, 159,
Anm. 2; 5, 6,
Anm. 1; 209,
Anm. 1; Geier, Stadtr. Überl.
141, 4
; Auer, Stadtr. München
455, 12
; Mell u. a., Steir. Taid.
78, 12
; Siegel u. a., a. a. O.
24, 19
; Winter, Nöst. Weist.
3, 244, 14
; 683, 16
; Schwartzenbach
66r
; Pfälz. Wb.
1, 358
; Shess. Wb.
1, 366
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
19
; Bad. Wb.
1, 77
; Schwäb. Wb.
1, 352
; Vorarlb. Wb.
1, 139
; Öst. Wb.
1, 427
; Rwb
1, 844
; 846
.2.
›Frucht von Eiche und Buche‹; metonymisch: ›Waldweide, Bucheckern-, Eichelweide (für Schweine); Weidegang (des Viehs)‹; dazu metonymisch: ›Weidegeld‹ sowie ›Weiderecht‹; vgl. ätzen
1 (Spezialisierung); 2.Rhfrk./obd.; rechts- und wirtschaftsgeschichtliche Texte.
Bedeutungsverwandte:
weide
ackeram
Syntagmen:
die a. den fremden lassen
; a. im wald wachsen
; für die a. etw.
(einen Betrag) nemen
; recht an a.
Belegblock:
Brinkmann, Bad. Weist.
191, 10
(rhfrk.
, 1582
): Es hat auch des haus inhaber vorgemeld wäld mit atzung und weidgang, wie angeregt, allein zu geniessen.
Kollnig, Weist. Schriesh.
62, 4
(rhfrk.
, 1628
): Muß man in zwey tagen bey der straff sambtlich, wer die atzung zue geniesen, einschlagen, deßgleichen auch in zwey tagen mit einander außschlagen.
Grimm, Weisth.
5, 373, 12
(1344
): kumet oder wachset aekart oder atzung in demselben büchwald, die man ufheben mege.
Merz, Urk. Lenzb.
92, 5
(halem.
, 1553
): beruͤren(d) den weydgang, feldfart vnd atzung des acherumbs in dem holtz.
Wopfner, Bauernkr. Tirol
129, 29
(tir.
, 1525
): das (unns) der von Grienenstain mit der atzŭng und holtzslagen [...] beleiben lasse.
Brinkmann, a. a. O.
79, 8
; Wmu
1, 133
; Scherzius
63
; Pfälz. Wb.
1, 358
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
19
; Rwb
1, 844
.3.
›Zwietracht, Streit, Auseinandersetzung, Feindseligkeit‹; vgl.
ätzen
4.Rhfrk./obd.
Bedeutungsverwandte:
auflauf
has
1
krieg
mishellung
sache
ungemach
zerwürfnis
zweiung
abenteuer
äferung
alpstos
anfertigkeit
Syntagmen:
die a. äfern / machen / schlichten / verzeihen, a. gegen jn. suchen, a. wieder jn. / miteinander haben
; a.
(Subj.) auferstehen / absein.
Belegblock:
Chron. Mainz
1, 33, 11
(rhfrk.
, 15. Jh.
): sullent die selbe meshelunge atzunge kriege und zweiunge [...] glich abe und virzehen sin.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
36, 21
(halem.
, 1594
/1630
): das niemandts kein uflouf noch zerwürfnus mache, ouch kainen alten haß oder atzung äffery.
Chron. Mainz
1, 32, 29
; Müller, Lands. St. Gallen
20, 24
; Scherzius
63
; Wmu
1, 133
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
19
; Schwäb. Wb.
1, 352
; Rwb
1, 844
.4.
›ätzendes Mittel‹.Belegblock:
Schwäb. Wb.
1, 352
(a. 1591
).