ast
(rhfrk., obd. auch mit Prosthese von
n
: nast
), der
;-(e)s/-e
+ Uml., auch -Ø
+ Uml. und -er
+ Uml.1.
›Ast, direkt aus dem Stamm wachsender Teil des Baumes‹; seltener: ›Zweig von Pflanzen‹; oft in bildlicher und metaphorischer Verwendung, dann z. B. ›Zweig eines Geschlechtes‹; ›Verzweigung (einer Ader)‹. Äste von Stechpalmen mit Beeren, auch Tannenäste dienten als Kennzeichen von Wirtshäusern (Schweiz. Id.
); offen zu 2 und 3.1, 572
Phraseme
nach ästen faren
›Leseholz sammeln gehen‹; Ra.: der ast fält nicht weit vom stamme
( Schwäb. Wb.
; a. 1691).1, 345
Bedeutungsverwandte:
dolde
gerte
reis
das
) 2, schos
zweig
arm
der
) 5.Syntagmen:
den a. finden / abhacken / abhauen / abbrechen, äste in den weg streuen
; a.
(Subj.) spriessen / abbrechen, aus dem baume dringen, von einer wurz ausgehen, sich mit laub kleiden, wohin reichen, etw. deuten
; jn. an einen a. henken, jn. von dem a. lösen, aus ästlein ein nest machen, auf den ästen nisten
; a. des baumes / krautes
; ast mit laub
; a. an dem baum
; wirt zum teuren ast
; breiter / grüner / (-)begrünter / schwarzer / alter / dürrer / böser / eichener / abgefallener / abgehauener / abgerissener a
.Wortbildungen:
astabbrecher
astknopf
astreich.
Belegblock:
Jostes, Eckhart
101, 14
(14. Jh.
): Da von sullen wir haften an got als der ast an dem baum.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
3, 16
(Hs. ˹omd.
, 1465
˺): Bei trübem trank, auf dürrem ast, betrübt, swarz und zerstort beleib ich.
Luther. Hl. Schrifft.
Jes. 17, 9
(Wittenb.
1545
): ZV der zeit / werden die stedte jrer Stercke sein / wie ein verlassen ast vnd zweig / so verlassen ward fur den kindern Jsrael.
Gille u. a., M. Beheim
89, 25
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): teuten dy est und der pam | des lands raiirnden fürsten.
Ebd.
96, 3
: Zu tichten han ich mich petracht | van ainem edlen pam geslacht | dez talden und auch este | Raichen pis in den himel tran.
Fastnachtsp.
565, 31
(nobd.
, v. 1494
): Ich solt meinem herrn noch esten faren, | Do tett ich mich mit schlaf bewaren.
Thiele, Minner. II,
6, 20
(Hs. ˹nalem.
/sfrk.
, 1470
/90
˺): der wald mit gruͤnen esten | stund in woniglicher wat.
Ebd.
11, 68
: macht du
[Geliebte]
des hast, | ast seliger frucht, | zucht, wonschlich heil. Lindqvist, K. v. Helmsd.
2105
(halem.
, Hs. um 1435
): Sin [Absolon] har das ainen ast umb fieng: | Alsus er ander aichen hieng.
Maaler
12v
(Zürich
1561
): Aest / Der beümen oder kreüteren.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
8
(schwäb.
, 1453
): mänig ast sin blüend riß | Naͮch allem wunsch erzöget haͮt.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
2, 52, 62
(schwäb.
, 1471
): wer ain v̈bel weib hab, | Der tü sich ir by zeitt ab | Vnd chauff ain guͦt past, | Henck sy an ainen ast.
Sappler, H. Kaufringer
28, 62
(schwäb.
, Hs. 1472
): würt der stam gepildt | von der wurz stark und vest. | darnach spriessent dann die est.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 5, 37
(schwäb.
, 1563
): welche füro fruchtbar peum oder die äst davon abhawen.
Ebd.
486, 10
(1570
): Es soll auch kainer kain grienen aast von ainichen berenden bäm [...] nit abhawen.
˹Sprichwörtl.: Henisch
134/35
(Augsb.
1616
): Zu einem boͤsen ast / gehoͤrt ein scharpffe axt. [...]. Ein boͤsen ast muß man leiden / vmb deß baums willen. [...]. Das man meint sey ein aichen ast / Das ist offt kein linden bast.
˺
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
36, 31
(oobd.
, 1349
/50
): sint die este der âdern klain dar umb, daz daz pluot [...] dester sneller werde verkêrt in der glider nâtûr.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
125, 5
(moobd.
, 1473
/8
): Mit ainem dürren ast ruert’ sy die salben.
Quint, Eckharts Pred.
1, 266, 1
; Jahr, H. v. Mügeln
114, 33r
; Thür. Chron.
1v, 16
; Gille u. a., a. a. O.
175, 55
; Lexer, Tucher. Baumeisterb.
73, 23
; Lindqvist, a. a. O.
1969
; Koppitz, Trojanerkr.
6803
; Sappler, a. a. O.
14, 404
; Pfeiffer, a. a. O.
179, 7
; 225, 26
; Primisser, Suchenwirt
4, 214
; Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
34, 22
; Munz, Füetrer. Persibein
177, 1
; Voc. Teut.-Lat.
b vijv
; Bremer, Voc. opt.
48031
; Voc. inc. teut.
b iiijr
; Dasypodius
291r
; Alberus
Mm jr
; Serranus
16v
; Maaler
30v
; Mylius
E 5r
; Hulsius
A iijr
; Henisch
28
; 32
; 134/35
; Harsdoerffer. Trichter
3, 131
; Dietz, Wb. Luther
1, 121
; Pfälz. Wb.
1, 350
; Schwäb. Wb.
1, 344-346
; Schweiz. Id.
1, 572-574
; Rwb
1, 841
; Trübner, Dt. Wb.
1, 130-132
.2.
›Wurzelfortsetzung des Astes, harte Spur des Astes im Holz‹; metaphorisch: ›Widerstand‹. – Phrasematisch: in einen a. sägen
›auf Granit beißen‹, an einen a. kommen
›in der Sache nicht weiterkommen‹.Bedeutungsverwandte:
knode
knorre
Syntagmen:
harter a.
; a. im holz
; baum voller äste.
Belegblock:
Maaler
30v
(Zürich
1561
): Der hert Ast in einem holtz/ so dem schreyner oder tischmacher die sagen verhoͤnt. Centrum.
Henisch
135
(Augsb.
1616
): Ein harter durchgehender ast / ein harter knorren an einem holtz / oder marmelstein / nast.
Dietz, Wb. Luther
1, 121
; Schweiz. Id.
1, 572-574
(a. 1530
).3.
in Verbindung mit vorangestelltem genitivus definitivus für den Inhalt des Genitives, z. B. kreuzes ast
›Kreuz‹; in der Verbindung irrer ast
›Verirrung‹.Poetische Texte des 14./15. Jhs.
Belegblock:
˹Hierher (?):
Thiele, Minner. II,
30, 169
(Hs. ˹md.
/rhein.
, 1. V. 15. Jh.
˺): mynne ist ein vont der hoher eren, | der zuͤchten rys, ain lasters este.
˺
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
503
(rhfrk.
, um 1405
): Sistu dann das sij versteinet sint | Und gestercket in dem irren aste, | So hastu macht sij zu stechen vaste.
Froning, Alsf. Passionssp.
7152
(ohess.
, 1501ff.
): der hoit gehangen an des cruczes ast.
Mone, Adt. Schausp.
1, 2190
(Hs. ˹omd.
, 1391
˺): mayt, daz hastuͤ vorbornet | mit der blume, dyͤ duͤ hast | getragen in dines lybes ast.
Pyritz, Minneburg Prolog I,
13
(nobd.
, Hs. um 1400
): wann er durch uns gar feste | an dez crutzes este | durch mynne wart genegelt.
Euling, Kl. mhd. Erz.
813, 350
(nobd.
, E. 15. Jh.
): die sundig sel nach dem hol | daryn sie sol rasten, | mit der gnade Gottes krafft | zü himelreiches asten.
4.
›Dorn; Zacken‹; Ütr. zu 1.Belegblock:
Henisch
134
(Augsb.
1616
): Aest / die zacken der hoͤrner.
Matzel, in: Sprachw.
10, 1985, 371
(gurtl mit einen ast
); Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 16
.