1
anger,der
;-/-Ø
+ Uml.– Nur vereinzelte Belege für das Wmd.
1.
›Wiesen-, Grasland (als besonderer Typ von natürlichem wie kultiviertem Land)‹; davon höchstens in Einzelfällen, aber nicht generell trennbar: ›einzelnes, grasbewachsenes, der Viehweidung wie der Heugewinnung dienendes Grundstück, Wiesen-, Weidestück‹; in einigen Belegen finden sich Hinweise, daß das Grundstück eingezäunt war; die Lage des Angers kann ortsintern, ortsnah und ortsfern sein; offen zu 2. Das Wort dient oft als Versatzstück in poetischen Bildern, vgl. dazu auch 4.Zur Sache: Bader, Rechtsformen.
1973, 112-119
.Bedeutungsverwandte:
1
aue
1
heide
1
matte
werde
wiese
lustgarten
Syntagmen:
den a. aufbrechen
(metonymisch für den Angerzaun) / einfahen
(›einzäunen‹); a. sein mit blumen gestreut, fürbringen blumen, stehen mit blumen schwanger
; a. voller blumen
; blume / kraut auf dem a.
; grüner
(oft) / schöner
(mehrfach) / geblümter / weiter / eigener a.
Wortbildungen:
angeraue
angerfeld.
Belegblock:
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
72, 14
(preuß.
, 1437
/8
): von den garten do selbist und vom anger zcu Schippel 14 m.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
92, 6
(schles.
, 1398
): Jren garten, gelegen off dem swideniczen angir by kyczoldis garten.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
15, 13
(Hs. ˹omd.
, 1465
˺): das ir also vil gewaltes habet und on entsagen mich also übel gefodert, meinen wünnereichen anger also geödet, meiner sterke turn also undergraben [...] habet.
Gille u. a., M. Beheim
333, 16
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Die [rosen] sicht man also schaun | auff auss dem anger tringen | und durch daz grass entspringen.
Mayer, Folz. Meisterl.
6, 129
(nobd.
, v. 1496
): pey disem anger voller plumen | So wirt des menschen juget fur genomen.
Sachs
17, 440, 19
(Nürnb.
1562
): In dem walde auff grünem anger, | Daß sie ward eines kindes schwanger.
Bihlmeyer, Seuse
33, 15
(alem.
, 14. Jh.
): fúr allerley schon geverwten und glenzenden bluͦmen, die kein heide ald anger, wald ald owen, bome ald wisen [...] hein fúrbraht.
Ebd.
447, 1
: Der aller natúrlichest gebluͤmt anger, da daz vich uff geslagen was [...], beginnet in úbernatúrlicher schonheit wider schinen.
Chron. Augsb.
2, 329, 4
(schwäb.
, Hs. 16. Jh.
): daß die burger von Augspurg vil aigner anger [haben] zu Lechhausen, die hand sie meen laßen und muesten das heu alles auf den angern laßen.
Koppitz, Trojanerkr.
12943
(halem.
, Hs. E. 14. Jh.
): Waz man von lïchten blümen spechen | Mag, der waz der anger braitt | Völlenklichen beclaitt.
Munz, Füetrer. Persibein
14, 3
(moobd.
, 1478
/84
): Vil mennger vogel dönen | hortens aus súessen kelen | auf disem annger schönen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
25, 15
(m/soobd.
, Hs. 17.
/18. Jh.
): Eß sol kainer dem andern sein anger noch zeun nit aufprechen.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
121, 19
(smähr. inseldt.
, 1414
): ein anger, ist ettwann ein hoffstat gebest.
Dubizmay, kurß zu Teutze
63, 16
; Gille u. a., a. a. O.
265, 9
; 279, 4
; 337, 2
; 341, 21
; 343, 7
; Chron. Nürnb.
4, 373, 7
; Sachs
1, 386, 4
; Thiele, Minner. II,
14, 53
; 16, 18
; Brandstetter, Wigoleis
197, 10
; 206, 31
; Chron. Augsb.
4, 332, 3
; Adrian, Saelden Hort
930
; 5383
; Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
82, 5
; Munz, a. a. O.
470, 3
; Siegel u. a., Salzb. Taid.
72, 8
; 193, 23
; Mell u. a., Steir. Taid.
157, 25
; Bischoff u. a., a. a. O.
185, 32
; Voc. Teut.-Lat.
nn viijv
; Voc. inc. teut. b
iv
; Schöpper
73a
; Henisch
81
; Dietz, Wb. Luther
1, 80
; Bad. Wb.
1, 50
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
11
; Schwäb. Wb.
1, 207
f.; Öst. Wb.
1
, 237f; Wmu
1, 110
; Trübner, Dt. Wb.
1, 82
.2.
›als Gemeineigentum dienende Wiesenfläche‹; im Vergleich zu 1 schwach belegt.Bedeutungsverwandte:
vgl. almende
Belegblock:
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu.
1, 33, 21
(schwäb.
, 1525
): Es ist auch von alter herkommen, das der anger und das ried zu Sanct Johanns tag leer sollen sein.
Ebd.
2, 507, 11
(1658
): die gräben in dem dorf und auf dem anger, so weit selbige raichen, sollen aufgethon, auch die hülben alle jahr geseübert und geraumbt werden.
Winter, Nöst. Weist.
3, 25, 1
(moobd.
, 1555
): das wir haben ain gemain anger bei den phlanzsteigen.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
100, 7
; Preuss. Wb. (Z)
1, 151
.3.
›Kampfplatz, Kampfstätte‹.Versliteratur.
Bedeutungsverwandte:
vgl. acker
Belegblock:
Henschel u. a., Heidin
590
(nobd.
, um 1300
): Der sprach er mv̂z sin leben | Mir vf disem anger s geben.
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich
997, 4
(Hs. A. 15. Jh.
): die des vanen pflagen wurden, als man seit, | geschlagen uf den anger, wol uf tusent tot geleit.
Koppitz, Trojanerkr.
1062
(halem.
, Hs. E. 14. Jh.
): Man sach den schum und den schwaiss | Begüssen vast des angers kraiss.
Munz, Füetrer. Persibein
242, 1
(moobd.
, 1478
/84
): Sunst lagen auf dem annger | dy risen paid erschlagen.
Holtzmann, a. a. O.
1022, 1
; Koppitz, a. a. O.
13785
; Weber, Füetrer. Poyt.
304, 1
; Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
480, 5
.4.
poetische Verwendung mit allegorischer Beziehung zur Minne, in Verbindung mit gen. def. für die Erde, das Herz, die Seele, Gemütstätigkeiten und -kräfte des Menschen, mit bildlicher und sonstiger Beziehung auf Maria (dazu: Salzer, Die Sinnbilder und Beiworte Mariens in der dt. Lit. [...] des Mittelalters. 1967, 3-5
).Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
14423
(nrddt.
, 14. Jh.
): Ir herren von allen landen, | Ir habet die werlt in handen | Und tretet der wunnen anger; | Die vroude stet nicht langer.
Gerhard, Hist. alde e
121
(omd.
, um 1340
): Got en genade sante | Her uf diser werlde anger.
Pyritz, Minneburg
904
(nobd.
, Hs. um 1400
): Du bist an wirden zanger. | Du bist ein bernder anger | Du bist ein karioffel ryse. | Du bist ein zwy uz dem paradyse.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
3, 6
(Hs. ˹omd.
, 1465
˺): ir habt meine lichte sumerblumen, meiner wünnen nar, mir aus meines herzen anger jemerlichen ausgereutet.
Sachs
15, 344, 16
(Nürnb.
1562
): So ist bereyt der seelen anger.
Matthaei, Minner. I,
8, 82
(Hs. 15. Jh.
): miner freuden anger duͦnrsplik | verbrennet hot bis uff den gruͦnt.
Mayer, Folz. Meisterl.
12, 131
(nobd.
, v. 1496
): In irrer muter leibe | Anna, die ir wart swanger, | In der plüet der anger | Voll aller selld.
Bihlmeyer, Seuse
271, 19
(alem.
, 14. Jh.
): gesegnet si der gebluͤmte roͤselochter anger dines schoͤnen antlútes.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
4, 4
(oobd.
, 3. Dr. 14. Jh.
): Anger, swanger mit dem wort, | züchtig früchtig edler hort, | du hast Even fluch verjait.