angeben,
V., unr. abl.
1.
›jm. etw. (Kleider) zu tragen geben, anlegen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. anziehen
Belegblock:
Sappler, H. Kaufringer
21, 43
(schwäb.
, Hs. 1464
): von frost muoss ich ligen tot. | haiss mir ain schnöde wat angeben, | das dir gott fristen müeß dein leben.
2.
›etw./jn. anzeigen, melden, etw. rechtsförmlich aussagen‹, mit Tendenz zu ›etw. fälschlich aussagen, jn. denunzieren, verleumden‹.Bedeutungsverwandte:
ansagen
anzeigen
ausschreien
ausrufen
bezeihen
bezichtigen
berüchtigen
informieren
klagen
melden
verklagen
anbringen
anklagen
Syntagmen:
den knecht / mitgesellen / frevel, die unzucht, das malefiz a.
; jn. / etw. bei der obrigkeit a.
; subst.: a. des klägers / küsters
(dann: ›Anzeige, Aussage‹).Belegblock:
Loose, Tuchers Haushaltb.
113, 29
(nürnb.
, 1514
): iedoch hat sich der vater prior seins küsters angeben settigen laßen.
Kohler u. a., Bamb. Halsger.
17, 8
(Bamb.
1507
): so er das tut, sol der beclagt yn gefengknus gelegt vnd des clegers angeben eigentlich aufgeschriben werden.
Chron. Augsb.
7, 281, 14
(schwäb.
, zu 1552
): herrn und freund, so mit obgemeltem angeben unguͦtlich und gantz unverschuldter sachen angetast worden.
Maaler
19r
(Zürich
1561
): Seine mittgesellen Angaben.
Schöpper
63a
; 91b
; Hulsius
A ijv
; Dietz, Wb. Luther
1, 77/78
; Preuss. Wb. (Z)
1, 148
; Bad. Wb.
1, 49
; Vorarlb. Wb.
1, 87
; Rwb
1, 633/34
; Trübner, Dt. Wb.
1, 80
.3.
›jn./etw. nennen, bezeichnen, angeben‹.Bedeutungsverwandte:
nennen
sagen
anzeigen
Belegblock:
Wickram
4, 44, 25
(Straßb.
1556
): Du hast nit rhatgeben gnuͤg haben mügen / die dir die richten / trachten und schleck angeben.
Fischer, Eunuchus d. Terenz
152, 8
(Ulm
1486
): das die magt den jüngling ungern an gabe.
Chron. Augsb.
7, 74, 19
(schwäb.
, zu 1548
): sonder die leut, so den ratschlag machen lassen und der kay. mt. übergeben, haben dieselben ratgeben gefürdert und angeben.
Maaler
19r
; Dietz, Wb. Luther
1, 77
; Rwb
1, 633
.4.
›sich zu e. S. melden, sich bei jm. melden‹, vereinzelt auch: ›sich um etw. bewerben‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. ansagen
Belegblock:
Chron. Magdeb.
2, 95, 12
(nrddt.
, 1564
): ist geschlossen ein steinern Pfeiler in Gral zulegen und ein Meister von Cassel anhero bracht worden, der sich desselben undernommen und angeben hat.
Luther, WA
32, 252, 9
(1530
): quod Ioseph et Maria sein vertrawet gemalh sey mit yhm gezogen ghen Bethlehem sich anzugeben.
V. Anshelm. Berner Chron.
5, 163, 7
(halem.
, n. 1529
): dass, welcher disputieren wil, sich den praͤsidenten angebe, und on ir urlob nit von Baden abwiche.
Preuss. Wb. (Z)
1, 148
; Schweiz. Id.
2, 82
(h); Rwb
1, 634
.5.
›sich als/für etw. ausgeben; etw. in vorteilhaftem Lichte darstellen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. 2
abmalen
Belegblock:
Dietz, Wb. Luther
1, 77
; Rwb
1, 634
; Schweiz. Id.
2, 81
(f).6.
›etw. anführen, aufzeichnen, schriftlich festhalten‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. abschreiben
Wortbildungen
angebung
2
lere
Belegblock:
Zingerle, Inventare
75b, 15
(tir.
/vorarlb.
, 1484
): ob ich noch ettwas fund oder bedëcht, das ich nit angeben hëtt, so will ich guten vleys haben.
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
202,
Anm. 2 (schwäb.
, v. 1542
): Es ward schlecht angeben, sollt nur ain gwelb haben.
Maaler
19r
(Zürich
1561
): Angaͤbung (die) Designatio. Angaͤbung / Leer. Traditio.
7.
›jm. etw. raten‹ (subst.: ›Rat, Ratschlag‹); ›sich (bei einer Instanz) Rat holen‹.Belegblock:
Turmair
4, 339, 20
(moobd.
, 1522
/33
): der hab das gift seinen sünen so schenken des Alexanders warn, in einem pferdhuef geschikt mit wissen und angeben des Aristoteles.
Ebd.
563, 16
: auß angeben etlicher seiner rät.
Rosenthal. Bedencken
13, 28
(Köln
1653
): wann nit die Kirch eine bestaͤndige sichtbarkeit hette / wie koͤnd mann dann zu allen Zeiten in entstehenden Strittigkeiten sich bey ihr angeben / Wie es Christus verordnet hat?
Dietz, Wb. Luther
1, 77/78
; Preuss. Wb. (Z)
1, 148
; Schwäb. Wb.
1, 202
f.8.
›etw. in Auftrag geben, jn. mit etw. beauftragen; jm. etw. zur Wahrnehmung von Interessen anvertrauen‹.Bedeutungsverwandte:
anfrümmen
bestellen
Belegblock:
Lexer, Tucher. Baumeisterb.
32, 26
(nürnb.
, 1464
/75
): auch sol er [anschicker] selber nichts angeben noch machen lassen on eines paumeisters wissen.
Kurz, Murner. Luth. Narr
2203
(Straßb.
1522
): CRistliche freiheit iß das fan, | Das wir den rütern geben an.
V. Anshelm. Berner Chron.
5, 247, 12
(halem.
, n. 1529
): oberkeit, so die uss grunt und angeben goͤtlicher gschrift [...] hat angenomen zehalten, hiemit ein kristlich regiment und waͤsen zepflanzen.
Maaler
19r
(Zürich
1561
): An gaͤbne geschrifft / das namlich / das ein schuͦl meister seinen jüngeren zeschreyben hatt angaͤben.
Turmair
4, 591, 17
(moobd.
, 1522
/33
): der die püecher gekauft, bestellt, die libereien angericht und angeben solt haben.
Schwartzenbach
D vr
; Schweiz. Id.
2, 81
.