anbringen
(md. auch
anbrengen
, ohne semantische Differenzierungsmöglichkeit),
V., unr. abl.;
oft subst.
1.
›etw. herbringen, mitbringen‹; speziell auch: ›Güter in die Ehe einbringen‹.
Bedeutungsverwandte:
bringen
 1,
überliefern
,
zustellen
.

Belegblock:

Buch Weinsb.
5, 256, 6
(
rib.
,
1585
):
A. 1585 den 5. sept. hat mir min suster Sibilla einen heilich
[›Ehevertrag‹]
anpracht.
Gille u. a., M. Beheim
70, 54
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Der Lucifer pracht an sein schar | dreu tausent legion engel dar.
Ulner
76
;
Rwb
1, 605
.
2.
›etw. vorbringen, vorlegen, darlegen, vortragen, mitteilen, kundtun‹; subst.: ›Vortrag, Darlegung (eines Sachverhaltes)‹; offen zu 3; Ütr. von 1.
Bedeutungsverwandte:
anzeigen
(V.) 1,
fürbringen
,
melden
 2; 3.
Syntagmen:
eine klage, die notdurft a.; a., das [...] / wie [...]
/ konj. Hauptsatz.
Wortbildungen:
anbringer.

Belegblock:

Opel, Spittendorf
50, 26
(
osächs.
,
um 1480
):
sie hetten das hinder innungen und gemeinheit nicht zu thun, und vieleicht unter andern reden verdackt anbracht, das [...].
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
152, 24
(
nobd.
,
n. 1525
):
Fraw Katherina Ewlerin [...] ließ durch iren schulthaissen [...] aim erbern rat anpringen, [...] das etlich in der gemaind [...] sie uberfallen.
Ebd.
352, 16
:
ist [...] beschlossen worden, [...] die rete des hellen hawfens herein in rat zu lassen, sie zu hörn und alsdann uff ir anpringen und gemelt artickel verrer zu beratschlagen.
Turmair
4, 333, 33
(
moobd.
,
1522
/
33
):
erdacht er im ein andern list, schikt wider zue sein schwägern, ließ in anbringen, er hiet dem got Herculi gelobt.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
136, 6
(
moobd.
,
1477
):
Uns haben die bemelten unser burger anbracht, wie ir auf die bemelten weingerten [...] stewr slahet.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
192, 7
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
1, 214, 12
;
Chron. Augsb.
7, 369, 9
;
V. Anshelm. Berner Chron.
4, 9, 23
;
61, 17
;
Mell u. a., Steir. Taid.
11, 21
;
89, 43
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
194, 36
;
Maaler
16v
;
17r
;
Schwartzenbach
B iiijr
;
Rot
321
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 140
;
Schwäb. Wb.
1, 179
.
3.
›etw. melden, rechtsförmlich anzeigen; jn. anzeigen, verklagen‹; subst.: ›Klage, Anzeige‹.
Bedeutungsverwandte:
klagen
 4.
Syntagmen:
jn. a.; das unrecht a.; a., wie [...] / was [...]; das a. für rechtmässig erkennen.
Wortbildungen:
anbringgeld
›Belohnung für eine Anzeige‹.

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
203, 38
(
thür.
,
1474
):
ist her also denne, [...] sollichs anbrengens halbin, [...] Nigkeln Wonere, synem weddersachin, nichtis phlichtig.
Sachs
16, 211, 34
(
Nürnb.
1562
):
Der [knecht] die verächtr
[des Hutes von Geßler]
dem herrn anbrecht, | Die thet man an leybh und gut straffen.
Merk, Stadtr. Neuenb.
77, 25
(
nalem.
,
1491
):
ob einicherlei beswerde der stúr halb [...] uf si gelegt und das einem amptmann anbracht wurde.
Reithmeier, B. v. Chiemsee
51, 14
(
München
1528
):
muoestu verhueeten daz bestimbt dein anbringen nit beschech zuo verletzung oder schmach, sonder zuo bessrung deines nagsten.
Winter, Nöst. Weist.
3, 521, 24
(
moobd.
,
1497
):
ob ainer von dem andern horät und den di solichs ze straffen haben nicht anpringt.
Chron. Köln
3, 899, 10
;
Welti, Stadtr. Bern
480, 9
;
Brinkmann, Bad. Weist.
136, 29
;
Fuchs, Kart. Aggsbach
381, 7
;
Winter, a. a. O.
4, 64, 7
;
Siegel u. a., Salzb. Taid.
8, 10
;
316, 12
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
26, 21
;
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
2, 62, 15
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
13, 9
;
92, 11
;
Pfälz. Wb.
1, 215
;
Rwb
1, 605
.
4.
ausschließlich in subst. Verwendung belegt: ›Anliegen, Gesuch, Ersuchen, Begehren, Forderung von jm. an jn.‹.
Bedeutungsverwandte:
begeren
(
das
) 4,
gebot
 1.
Syntagmen:
das a. fürbringen / tun / anhören / verstehen, jm. ein a. fürhalten; a. sein jm. gefällig; des a. eingedenk sein; dem a. gemäs sein.

Belegblock:

Chron. Magdeb.
2, 121, 13
(
nrddt.
, Hs.
E. 16. Jh.
):
schickten ihre Rehte dahin Key. May. gemüht und meinung und anbringen zu horen.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
2930
(
rhfrk.
,
um 1405
):
Dan da sij inn ein felt waren kommen | Von anbrengen zweier hertzogen frommen.
Chron. Augsb.
9, 146, 7
(
schwäb.
,
1544
/
45
):
send die alten und neuen rät auff das Rathaus komen [...] und also das anbringen der erberen gmaind verhören wollten.
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
69, 3
(
schwäb.
,
v. 1542
):
Under diem ampt arwayt sich ain rat fast mit der gmaint, das sy söllichs nit abschliegen, dem beger und anbringen folg theten.
Schmidt, St. Kastorst.
2, 471, 33
;
503, 42
;
Chron. Augsb.
7, 224, 17
;
232, 11
;
347, 11
;
9, 151, 22
;
Baumann, a. a. O.
75, 36
; Anm. 4;
Turmair
5, 586, 9
;
Chron. baier. Städte. Regensb.
66, 27
;
76, 10
;
170, 2
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 140
.
5.
›jn. zu etw. bewegen, veranlassen, anstiften, jn. dazu bringen, etwas zu tun; etw. (eine Sitte) aufbringen, etw. (eine Regelung) einführen‹.
Bedeutungsverwandte:
reizen
(V.) 1.

Belegblock:

Gerhard, Hist. alde e
245
(
omd.
,
um 1340
):
Diser Lamech brochte an | Zwei wip mit enandir han.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe
659, 11
(
thür.
,
1421
):
das her yren herren lantgraven Heynrichen seynen brudir ouch anbrechte sogethane unfure zu treiben.
Ebd.
681, 7
:
bis alsso lange das der eyner den andirn anbrachte, das her om volgete unde seynen teil ouch dem bischoufe von Mentze vorkouffen welde.
Welti, Stadtr. Bern
476, 19
(
halem.
,
1465
):
in dehein reyß, krieg [...] ze kommen, [...] danne aber mit miner herren anbringen, vrlouben, wissen vnd willen.
Memminger Chron. C
11, 7
(
Ulm
1660
):
In diesem Jahr gab ein Hauß Wachtgeld 4. pf. [...] vnd war Joß Tobel der erste Wachtmeister / der es auch angebracht hatte.
Karnein, de amore dt.
112, 11
(
moobd.
,
v. 1440
):
Ob ain edel man ains edeln weibs lieb vnd mynn begert, der sol mit disen wortten sy anbringenn zu antwortten.
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
15, 19
;
Voc. Teut.-Lat.
b ijv
;
Dietz, Wb. Luther
1, 71
;
Rwb
1, 606
.
6.
›jm. etw. beibringen, jn. lehren, unterweisen, von etw. überzeugen‹.
Bedeutungsverwandte:
2
leren
 1.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc. Jes.
40, 14
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
mit weme hat er zu rate gegangen [...] der in anbracht habe di kunst und im gezeyget habe den weg der clucheit.
Neumann, Rothe. Keuschh.
314
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
Cecilia dy iren brutegam | den engel liss schauwen, [...] | unnd sinen bruder Valerian, | die brachte si cristen glauben an.
Karnein, de amore dt.
83, 6
(
moobd.
,
v. 1440
):
das ich erst ainen [pueler] mit meiner arbeit leret und anbrächt.
7.
ral.
jn. hoch anbringen
›jn. in eine hohe Stellung bringen‹.

Belegblock:

Schwäb. Wb.
1, 179
.