1
alt,
Adj.
1.
›ein bestimmtes Lebensalter habend‹, im Positiv meist mit vorangestellter Altersangabe, im Komparativ und Superlativ mit Angabe eines genannten oder durch den Kontext vorausgesetzten Bezugsgegenstandes.

Belegblock:

Große, Schwabensp.
217a
, 24 (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Swellich danne elder ist, deme gebe vorsprechen der richtere des ersten.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Luc.
2, 42
(
osächs.
,
1343
):
Jhêsus was worden zwelf jâr alt.
Chron. Strassb.
1, 263, 26
(
els.
,
A. 15. Jh.
):
das in iedem huse, also wit Egiptenland ist, můs das eilteste sterben.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
6, 22
(
oobd.
,
1349
/
50
):
ist ez [hirn] geleich alt den andern glideren in des menschen leib.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe
648, 15
;
Gille u. a., M. Beheim
82, 614
;
Klein, Oswald
18, 1
;
Dasypodius
288r
;
Maaler
14r
/v;
Henisch
53
-60;
Rwb
1, 520
/21.
2.
in der Formel
altes und junges
meint
altes
das Heu im Gegensatz zum Grummet (
junges
); am ehesten an 1 anzuschließen über die Assoziation ‚älter als Grummet‛, Bezug auch zu
1
alt
11.

Belegblock:

Mon. Boica, NF.
1, 504, 17
(
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Dy ytzgeschriben wisen alle tragen junges und altes und ligen an der Swartzach.
Ebd., NF.
2, 1, 316, 6
(
um 1428
):
acht tagwerk wismads, der tragen vierdhalb tagwerk alts und jungs.
Ebd.
227, 30
.
3.
›erwachsen (vom Menschen); ausgewachsen (von Tieren)‹.

Belegblock:

Struck, Cist. Marienst.
1037
(
mosfrk.
,
1457
):
58 alder zegen. – 34 zickelen. – [...] 21 alder swine. – 6 ferkelen.
Chron. Augsb.
7, 372, 13
(
schwäb.
, zu
1559
):
In s. Moritzen pfarr seind gestorben: alter personen ... 71, junger kinder ... 70.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
26, 22
(
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Sy vienngen yeden mann, alt und chindt habend sy getodt.
Henisch
59
.
4.
›der Elterngeneration zugehörig; einer der vorangehenden Generationen zugehörig‹; bei dieser letzteren Nuance ist die Generation nicht sicher bestimmbar.

Belegblock:

Thiele, Minner. II,
12, 407
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
Ein dugentlicher alde | mit Titen, sinem kinde, | nach blumen zoch zu walde.
Gille u. a., M. Beheim
75, 103
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wann die alten | Heten erczogen ire chind.
Schöpper
58a
(
Dortm.
1550
):
Proauus. Vraene alt anherr.
Thiele, Chron. Stolle
513, 18
(
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
von unssern vor faren, alden eldern unnd regirenden forsten.
Dietz, Wb. Luther
64
;
Wrede, Aköln. Sprachsch.
107
.
5.
›alt, von vorgerücktem Lebensalter, bejahrt (vorwiegend von Menschen, vereinzelt von Tieren gesagt)‹; oft mit der Nuance ‚gebrechlich‛, teils abwertend mit der Nuance ‚töricht‛, teils mit positiver Wertung mit der Nuance ‚weise, erfahren‛; in der Formel
alt und jung
›jedermann‹.
Bedeutungsverwandte:
betagt
 1,
grau
(Adj.) 1,
greis
,
järechtig
; vgl.
altig
,
altlecht
,
altlich
.
Gegensätze:
jung
 1.
Syntagmen:
a. greis / jude / man / mensch / rappe / ritter, a. weib, a. leute; a. sein / werden; haus des a.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred.
2, 305, 1
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
hœte ein alt mensche eines jungen menschen ougen, er sœhe als wol als ein junger.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
208
(
mrhein.
,
um 1335
):
Nů bistu gris vnd alt. | Der lip ist dir von alter kalt.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Luc.
1, 18
(
osächs.
,
1343
):
ich bin alt, und mîn hûsvrowe hât vort gegangen in iren tagin.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
9, 2
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
di aldin [lute] di totin sy [morder], di jungin di vorkoufin si.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
2, 164
(
Nürnb.
1517
):
den almechtigen got vatter, einen erbern, bertigen alten man.
Vetter, Pred. Taulers
179, 2
(
els.
,
1359
):
Do ein alt, krank oder unbehulfen mensche ist, dem solte man engegen loͮffen und striten einr fúr den anderen, minne werk ze tůnde.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 488, 7
(
Hagenau
1534
):
Es ist noch besser / ein alter man und ein junges weib / denn eyn alt weib und ein junger gesell.
Koller, Ref. Siegmunds
213, 45
(
Augsb.
,
um 1440
):
nün sein wir gnüg tiff ermant, reich und arm, jünck und alt, nymant außgenömen.
Sappler, H. Kaufringer
5, 27
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
nicht ferr von im dabei sas | ain alter ritter frumm und milt.
Adrian, Saelden Hort
10400
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
si was so wunneclich gestalt, | daz sament kamen jung und alt.
Klein, Oswald
25, 133
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
alte weib und änten | gehören in ainen see.
Ebd.
106, 10
:
Die droschel hat ain wett getan | mit ainem alten rappen.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
177, 37
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
Aber die alten sprechent, ir sein ettwenn wol 32 gebest, die andern sind öd.
Froning, Alsf. Passionssp.
2389
;
3514
;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
32, 45
;
Sachs
4, 223, 32
;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew.
35, 28
;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
122
;
3304
;
Sappler, a. a. O.
1, 256
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
33, 78
;
46, 8
;
Klein, a. a. O.
25, 131
;
Schöpper
59a
;
Maaler
14r
–15v;
Schwartzenbach B iijv; ˹Sprichwörter bei
Gilman, a. a. O.
1, 238, 2
;
463, 21
;
487, 23
;
493, 15
;
498, 30
;
Henisch
53
-60˺;
Schwäb. Wb.
1, 153
;
Rwb
1, 518
.
6.
von Personen (attributiv oder substantiviert): ›in einer lange zurückliegenden, geschichtlich idealisierten Epoche gelebt habend‹; oft spezialisiert: ›in der Antike, im klassischen Altertum gelebt haben‹, in beiden Varianten mit positiver Wertnuance ‚Autorität habend, Anerkennung verdienend, heute noch zu beachten‛.
Phraseme:
alte fäter
, pl. t. ›Patriarch des Alten Testaments‹ und ›Anachoret‹ (vgl.
altvater
 1; 2).

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred.
2, 133, 1
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ein alter meister sprichet.
Ukena, Luz. Spiel
146
(
halem.
,
1575
):
Was alltte leerer habend geschriben/ | Davon mag vns kein mensch nit tryben.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
10, 22
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
das herpfen in der ierarchei die virundzwainzig alden.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
2, 127
(
Nürnb.
1517
):
Den alten ist gesagt: du solt nit unkeusch sein.
Maaler
14v
(
Zürich
1561
):
Maͤssigkeit oder abbruch in speyß vnd trãck ist bey den Alten fleyssig gehalten worden / vnnd in grosser achtung gewaͤsen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
327, 9
(
oobd.
,
1349
/
50
):
wan die alten krœnten die streiter und die vechter dâ mit.
˹Phrasematisch: Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
212, 8
(
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
das guetikait und parmhertzikait die grosten tugent wern, mit bewerung der allten vetter
[›Patriarchen‹]
der prophetten, mit unnserm hailand Jesu Cristo.
Bihlmeyer, Seuse
60, 12
(
alem.
,
14. Jh.
):
daz er [maler] im entwarf die heiligen alten veter und ire sprúch und etlich ander andehtig materien.
Ebd.
107, 1
˺.
7.
attributiv vor Berufsbezeichnungen: ›ehemalig, früher, seine Tätigkeit, Funktion nicht mehr ausübend‹.
Syntagmen:
a. amptman / kanzler / bürgermeister / zunft- / stubenmeister / schultheis, a. königin, a. kriegsleute
›Veteranen‹.
Wortbildungen:
altabt
,
altamptman
,
altfänner.

Belegblock:

Brandstetter, Wigoleis
228, 18
(
Augsb.
1493
):
der geleichen ward auch die alt künigin von herr wigoleis [...] empfangen.
Chron. Augsb.
7, 277, 16
(
schwäb.
, zu
1552
):
neue und alte zunftmaister.
Ebd.
279, 7
:
alt und neu stubenmaister.
Ebd.
61, 1
;
388, 4
;
Edlib. Chron.
16, 21
;
Welti, Stadtr. Bern
554, 5
;
Schwäb. Wb.
1, 156
;
Rwb
1, 520
;
522
;
531
.
8.
›ehemalig, verlassen, aufgegeben (von Grubenbetrieben o. ä.)‹; dazu phrasematisch:
der alte man
›abgebaute, mit Gesteinsmassen ausgesetzte oder eingestürzte Räume einer Grube‹.

Belegblock:

Ermisch, Sächs. Bergr.
107, 25
(
osächs.
,
1497
):
oder yemant newe oder alte bruche aufnemen wolt.
Ebd.
169, 3
(
1509
):
so alde ader neue tzechen, wie berurt, verlyhen unnd bestettiget werden.
Ebd.
149, 29
;
Veith, Bwb.
15
f.
9.
›früher vollzogen (von Handlungen); früher abgelaufen (von der Zeit)‹; offen zu 13.
Bedeutungsverwandte:
vergangen
.
Wortbildungen:
altbezalt.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok.
173
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Als Got bi den alden tagen | Lobete den wissagen.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 243, 14
(
nobd.
,
1464
):
das ye vor alten jarn frone den guten zwͤgeschrieben sint worden.
Klein, Oswald
36, 1
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Zwar alte sünd pringt neues laid, | des wird ich tëglich innen.
Maaler
14r
;
Rwb
1, 525
.
10.
in der Verbindung
die alte fasnacht
›erster Fastensonntag, Invocavit‹; metonymisch an 9 anzuschließen.

Belegblock:

Menge, Laufenb. Reg.
188, 8
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
wie manig woche sye zwúschent wynechten und der alten vaßnacht.
Dierauer, Chron. Zürich
136, 5
(
halem.
,
1415
/
20
):
do ward der frid aber erlengert 14 tag bis an die alten vasnacht.
Bad. Wb.
1, 36
;
Schwäb. Wb.
1, 157
.
11.
a) ›im Verhältnis zur erwarteten Gebrauchs- oder Lebensdauer lange gebraucht, alt, verschlissen, abgenutzt‹;
b) ›von besonderer Güte, Qualität infolge langer Reifung oder Lagerung (z. B. von Wein)‹; im Gegensatz zu 5 auf Sachen bezogen.
Bedeutungsverwandte:
ausgelebt
(s. v.
ausleben
 1),
veraltet
(zu a).
Syntagmen
zu a):
a. karren / löffel, a. fas / ferch / kleid
(mehrmals) /
schmer, a. schüssel / stat;
zu b):
a. wein.

Belegblock:

Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt.
9, 16
(
osächs.
,
1343
):
nîmant setzit în einen schrôten grobis tûches in ein alt cleit.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 81, 11
(
Hagenau
1534
):
Weil der leffel new ist / so brauchet yhn der koch / darnach wenn er alt ist / so wirfft er yhn ynn das fewr.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
133, 7
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Got mich bewar, das mir kain artzt | mein alltes verch mit seiner kunst so new̃e!
Spechtler, Mönch v. Salzb.
1, 129
;
Klein, Oswald
105, 76
;
Kummer, Erlauer Sp. III,
628
;
Schwartzenbach B iijv;
Voc. inc. teut. a VIIIr.
12.
›seit längerer Zeit vorhanden, bestehend, chronisch (speziell von Krankheiten)‹.
Syntagmen:
a. gebrest / schaden, a. geschwär.

Belegblock:

Peters, Schäden I,
36, 1
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
So ein alter schad an einem bein oder fůß ist vnd das nit gern well heilen vnd auch ob es alle mal uß bricht, das ist ein zeichen das böse fuchtikeit zwuschen fel vnd fleisch ist vnd das fleisch da von erfulet ist.
Keil, Peter v. Ulm
455
.
13.
von Verhältnissen, Zuständen, Bindungen u. ä.: ›einer früheren Epoche zugehörig, in einer früheren Epoche üblich, gültig; früher vorhanden‹, mit der Nuance: ‚heute überwunden, aber noch beachtenswert‛; speziell:
das alte testament
›der alte Bund‹.
Phraseme:
von alts, von alten, von altem her
›früher, in alter Zeit, ehemals‹ (dazu bdv.: vgl. s. v.
1
alter
 6).
Gegensätze:
neu
.

Belegblock:

Große, Schwabensp.
43a
, 13 (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
So manich man in der alten vnde nůwen E richtere waren.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 21, 7
(
nobd.
,
1464
):
in dem alten lantpuch nach gewonheyt der alten werlt kein zwͤgehoͤrung der guͤter beschrieben ist.
Vetter, Pred. Taulers
395, 6
(
els.
,
14. Jh.
):
die eine das waz die alte e, das alte gesetzede.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
41, 22
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
An dem tisch des newen wirte | newe ostern, news gefirte | alten ostern / gibt ein end, | alte gewonhait die newikait, | ware sunn den schaten verjait.
˹Phrasematisch: Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
977
(
Köln
1476
):
Plechseed was van aldz der strijde.
Chron. Augsb.
9, 127, 3
(
schwäb.
,
1544
/
5
):
hat auch der bischof von Augspurg von altem her die müntz [...] von den römischen kaisern und königen ingehapt.
Schade, Sat. u. Pasqu.
2, 229, 1209
(
nobd.
,
1524
):
So ist auch damit hin geleit | Als was das gsatz von alten seit
˺.
Helm, H. v. Hesler. Apok.
21001
;
Rwb
1, 520
.
14.
›althergebracht, bewährt, seit jeher und auch heute noch gültig (von Verhältnissen, Bindungen, Auflagen); seit jeher vorhanden, bestehend (von Sachen)‹; erstere Variante ist häufiger belegt als die zweite; offen zu 13; 15. – Anzuschließen ist hier das Phrasem
vor alten
›in alter Zeit, ehemals, damals‹ (dazu bdv.: vgl. s. v.
1
alter
 6).
Bedeutungsverwandte:
gebräuchig
.
Syntagmen:
a. freiheit / gewonheit
(oft) /
sitte / warheit, a. herkommen / recht, a. schilling / zins, a. gülte / spur, a. zaun, a. haus; gewalt sein a.

Belegblock:

Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
1274
(
mrhein.
,
um 1335
):
vwer [hellen vurste] manigveltige gewalt, | der ist gewesen alzů alt.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 134, 14
(
omd.
,
1425
):
off das man den alden schilling weg brengen moge ane schaden.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
66, 7
(
omd.
,
1544
/
5
):
Unßer alt herkomen, ubunche und gewonheyͤt, wye wyrß vor alders her gehabt haben bey menschen gedencken.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
30, 17
(
nobd.
,
1522
):
Es hat auch ein iglicher wirth [...] von altem herkomen und guter gewonheit gut recht und macht, [...], zu pfenden.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
2881
(
schwäb.
,
1453
):
Der bot hett an ain kostlich klaid, | Ain kürsin naͮch dem alten sitt.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 205, 1
(
nobd.
,
1464
):
Guͤlt von alten hewsern zwͤ Zenne.
˹Phrasematisch: Schade, Sat. u. Pasqu.
2, 187, 403
(
obd.
,
um 1521
):
Solt man den eebruch wie vor alten strafen | Under laien und undern pfaffen.
v. d. Broek, Spiegel d. Sünders
163, 11
(
Augsb.
1476
):
das du all deyn sunde [...] die du vor altẽ vergessen hast zebeichten
˺.
Chron. Köln
1, 6238
;
Löscher, a. a. O.
58, 19
;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
34, 29
;
Mon. Boica, NF.
2, 1, 94, 3
;
223, 16
;
Dinklage, a. a. O.
72, 4
;
87, 3
;
Sappler, H. Kaufringer
7, 122
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
176, 22
;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981,
Nr. 9 (8. 10.
1370
);
Schmitt, Urkundenspr.
1936, 125
.
15.
›altbewährt, erprobt (von Menschen, Tieren und Dingen)‹.
Syntagmen:
a. adel / freund / gebrauch / heiliger / hund / nar / zehnter / zins / zol, a. gewonheit / religion / ritterschaft, a. recht.

Belegblock:

Luther, WA
51, 651, 20
(
um 1535
):
Wenn die alten hunde bellen sol man hinaus sehen.
Ebd.
656, 17
:
Die allten narren die besten.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 100, 26
f. (
Hagenau
1534
):
Die alten freunde die besten. Die alten freunde halten inn der not / dazu so sind wir lang mit yhnen umbgangen / und wissen nu auß langer erfarung / was wir an yhnen haben.
Ebd.
103, 14
;
2, 106, 26
;
Munz, Füetrer. Persibein
104, 4
;
Volkmar
31
;
Rwb
1, 519
/20.
16.
›ewig, immerwährend (von Gott)‹; in der Formel
der alte, der junge
›der da war und der da ist, der Ewige‹.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
30, 1
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Do got der alt | in seinr drivalt | dy hymel throne | Auf het gerust.
Klein, Oswald
31, 4
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Der alt, der jung, und der von sprung | trilitzscht gefasst in ainlitz zung.
17.
›bisherig, eingefahren, eingefleischt, festsitzend (von Verhältnissen, Verhaltensweisen des Menschen)‹; speziell unter religiös-mystischem Aspekt von Menschen vor der religiösen Läuterung gesagt; ›der Sünde verfallen, erlösungsbedürftig‹; mit negativer Wertung des so charakterisierten Bezugsgegenstandes; offen zu 18.
Syntagmen:
attributiv.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred.
2, 161, 2
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Der enist niht ein guot mensche, der niht enhât gewandelt sînen alten site.
Gille u. a., M. Beheim
69, 155
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
heilger geist, psicz all mein chrefft: | was altes unflatz an mir hefft, | den stor und mach mich reinig.
Vetter, Pred. Taulers
369, 30
(
els.
,
1359
):
wan die stont ze vaste uf iren ufsetzen und iren alten wisen mit eigenschaft.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
3091
(
schwäb.
,
1453
):
Ir niems dann how und schufel ab, | So laͮt sie nit ir alten tück.
Ebd.
6010
;
Chron. Köln
1, 368, 10
;
Vetter, a. a. O.
222, 27
;
Maaler
14r
;
Henisch
54
.
18.
›abgefeimt, sündig, verrucht, verworfen, dem Bösen von seiner Art her verhaftet‹; in den Syntagmen
alte schlange, alter drache
›Teufel‹ (dazu bdv.:
teufel
,
satan
,
valand
,
beelzebub
,
versucher)
.
Syntagmen:
a. kuplerin / haut / schlange
(je mehrmals),
a. ketzer / sak
(mehrmals);
der bosheit a. sein.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok.
19703
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
So vichtet der alde trache, | Der uzer der helle bache | Des tiefen abisses vert | [...] | Mit in zwein und irslet sie.
Luther, WA
32, 6, 8
(
1530
):
Ideo ziehe ab den alten sack.
Ebd.
98, 20
:
Es ziehet uns die alte haud so schwer hindersich als ein Centner bleyes.
Gille u. a., M. Beheim
195, 28
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
durch mancher handlay weise | Hat unkeüsch iren anpeginn, | auch van den alten chuplerinn.
Vetter, Pred. Taulers
95, 11
(
els.
,
14. Jh.
):
Rechte also sol der mensche tůn der alten hut, das ist als das er von naturen hat.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1475
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Die juden aller bossheit alt, | Jhesu, din antlit wol gestalt | [...] | Vermassgetend gar.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
6, 40
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
dein mueter den / alten slangen | hat sie gefangen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
19, 11
(
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Durch die all khumen die zwenn hawffen an grossen schaden und khumen in des allten keczer veld, [der in] enntgegen lag.
Gille u. a., a. a. O.
196, 2
;
18
;
Klein, Oswald
25, 98
;
102, 62
;
Schöpper 4a;
Maaler
15v
.
19.
in Anreden kennzeichnet attributives
alt
die Vertraulichkeit des Verhältnisses zwischen zwei Kommunikationspartnern, wie z. B. nhd. in
alter Junge.

Belegblock:

Schlosser, H. v. Sachsenh.
1600
(
schwäb.
,
1453
):
Der küng der sprach: ‚du alter knecht, | Gang hin, Eckhart, und tů das best!‛.
20.
phrasematisch:
alter schnit
„›ein Schnitt über den Arm des Gegners, wenn dieser ein
nachreisen
abgewehrt hat‹. Der
alte schnitt
gehörte zu den besonderen „Heimlichkeiten“ des Fechtens – im Gegensatz zu den Grundlagen der Kunst, wie die vier
huten
oder
leger
–, deren Bezeichnungen aus Gründen der leichteren Geheimhaltung bewußt metaphorisch-sinnentstellend gewählt wurden. Als „verdunkelndes Element“ der Metapher ist hier das Adjektiv
alt
benutzt, dem eine sinntragende Beziehung zu
schnitt
fehlt“ (Wierschin, Liechtenauer. Fechtk.
176
).

Belegblock:

Ebd.
116, 18
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Nachraisen zwifach, trifft man den alten schnitt mitt macht.