adellich
(wobd. auch dissimiliert:
adenlich
), Adj.;
die Einzelbedeutungen sind eng miteinander verbunden, besonders 1; 2 und 3 sowie 4; 5; vgl. das Bedeutungsspektrum von 1
adel
.1.
›adlig, dem Adelsstand zugehörig, hochgestellt‹; vereinzelt: ›aus Personen des Adelsstandes bestehend‹ (Belege im Rwb
); vgl.
1
adel
1; 2.Bedeutungsverwandte:
edel
fürnem
hoch
namhaftig
namhaft
wolgeboren
würdig
Gegensätze:
bürgerlich
Syntagmen:
a. barn / bürgermeister / herre / stam
(mehrmals) / stand, a. person / wonne, a. geblüt / geschlecht / herkommen.
Belegblock:
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 516, 4
(Nürnb.
1631
): Sie war an Gschlecht adlich vnd hoch, | Am Glauben vnd Tugendt viel edler doch.
Koller, Ref. Siegmunds
87, 16
(Hs. P: 15. Jh.
): Herre, ir sint ein wiser herre, adelich und würdig.
Barack, Zim. Chron.
3, 88, 34
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): mit im ist der adenlich uralt stamm dahin.
Koppitz, Trojanerkr.
2535
(halem.
, Hs. E. 14. Jh.
): Parisz der stätte | Was manlicher tätte | Ain adenliche wunne: | Das arbtte er wol von kunne.
Ebd.
17997
; Eschenloher. Medicus
77, 3
; Schöpper
58a
; Mylius
K 3v
; Henisch
21
; Dietz, Wb. Luther
1, 44
; Rwb
1, 434/5
; Wrede, Aköln. Sprachsch.
71
; Bad. Wb.
1, 24
.2.
›aufgrund der Rechte des Adelsstandes frei, unbelastet von Abgaben‹ (von Gütern u. ä. gesagt); vgl. am ehesten 1
adel
2.Bedeutungsverwandte:
befreit
befreien
frei
gefreit
Syntagmen:
a. haus, a. hof.
Belegblock:
Hilliger, Urb. St. Pantaleon
555, 24
(rib.
, 1666
): alle seint frey adlich guth.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl.
1, 924, 29
(mfrk.
, 1675
): daß die jetzvermelde güter [...] anderen in unserem erzstift befindlichen adelichen güteren gleich gehalten, von allen gemeinen burgerlichen beschwerden ganz [...] befreiet sein.
Barack, Zim. Chron.
2, 281, 10
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): do brachten die closterfrawen zu Villingen in der statt sollich adenlich schiltlehen an ir closter.
Lamprecht, a. a. O.
924, 42
; Stieler
1, 20/21
; Wrede, Aköln. Sprachsch.
71
; Rwb
1, 435/6
.3.
›adelsgemäß, nach Art des Adels, edel, vornehm, höfisch, gesittet‹; angesprochen ist das gesamte Spektrum der dem Adel zugeschriebenen Gesinnungen und Eigenschaften, besonders die Tugenden, die vereinzelt auch auf Angehörige anderer Stände übertragen werden; vgl.
1
adel
3.Bedeutungsverwandte:
edel
erlich
fein
herlich
redlich
tapfer
treflich
tugendreich
zierlich
Syntagmen:
a. baren / leben; sich a. halten; etw. a. tun; zu jm. a. hertreten; a. gekleidet; a. brauch / gedanke / glanz / mut / schein / sin, a. art / ere
(mehrmals) / tugend / treue / weise / zucht, a. gemüt / herz.
Belegblock:
Thür. Chron.
9r, 5
(Mühlh.
1599
): wo man dem Adel recht thut / vnd Adelich lebt.
Gille u. a., M. Beheim
56a, 10
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Den hochsten preis | ich hie wol trag | nach rechter czir | und adelicher weis.
Dreckmann, H. Mair. Troja
19, 8
(oschwäb.
, 1393
): darumb adelichstu aller frawen, ich erzaig mich iu ze ainem mann in gantzer diemut.
Koller, Ref. Siegmunds
257, 15
(Hs. P: 15. Jh.
): zů sagen von adelicher zuht in sprüchen und singen.
Barack, Zim. Chron.
3, 207, 22
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): ie mehr derselbig kaiserlich thron geziert und die underthonnen [...] zu adenlichen tugenden, erlichen und redlichen guten tahten und getrewem dienst bewegt werden.
Koppitz, Trojanerkr.
24839
; Adrian, Saelden Hort
10567
; Koller, a. a. O.
252, 25
; Schlosser, H. v. Sachsenh.
1984
; 3066
; Morrall, Mandev. Reiseb.
98, 26
; Chron. Augsb.
4, 142, 1
; Klein, Oswald
79, 14
; Maaler
183r
; 187r
; Voc. inc. teut.
a vv
; Henisch
21
; Dietz, Wb. Luther
1, 44/5
; Rwb
1, 436
; Wrede, Aköln. Sprachsch.
71
; Schwäb. Wb.
1, 103
.4.
›groß, erhaben, vollkommen, geheiligt‹; häufig für eine göttliche bzw. für eine von Gott dem Menschen, der menschlichen Seele verliehene Eigenschaft verwendet; vgl.
1
adel
4.Gehäuft in theologischen Texten.
Bedeutungsverwandte:
volkommen
hoch
lauter
ober
Syntagmen:
a. heimkommen / leben; dinge leuchten a.; got wirken a.; jn. a. überwinden; etw. a. formieren; etw. an jm. a. volbringen; a. nach got gebildet / geschaffen sein; a. schein; a. art / frucht des leibes / natur / weise der erhebung; a. wesen; sele sein a.
Belegblock:
Sermon Thauleri
4rb, 11
(Leipzig
1498
): Douonn muß sich die sele ynn der die geburt sal geschehenn, gar lauter haben. vnd gar adelich lebenn.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
343
(pfälz.
, 1436
): so doch die sele das höchst vnd das oberst ist vnd das adelichst, das do ist jn dem menschen.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 123, 1
(Nürnb.
1631
): Ein kleines Kindelein, | Das gleiset gleich wie ein Spiegel, | Nach Adelichem Schein.
Bihlmeyer, Seuse
294, 12
(alem.
, 14. Jh.
): Herre, nu sihe ich, daz ich dich als warlich enphahe alse er, und so vil adellicher, als vil din zarter lib nu glorifizieret [...] ist.
Klein, Oswald
114, 41
(oobd.
, 1. H. 15. Jh.
): Du gots erwelte creatur, | durchleucht, verhailgt über alle weib, | wie mocht dein adelich natur | erzeugen durch ain zarten leib | den grossen schrick und scharpfen blick.
Quint, Eckharts Pred.
1, 246, 5
; Jostes, Eckhart
104, 24
; Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
44
; 285
; 332
; Spechtler, Mönch v. Salzb.
40, 5
; Sermon Thauleri
12vb, 34
; Kehrein, a. a. O.
2, 569, 2
; Vetter, Pred. Taulers
8, 17
; 300, 3
; 372, 27
; 375, 14
; Bihlmeyer, Seuse
59, 28
; 301, 23
; 391, 12
; Thiele, Minner. II,
13, 121
; Glatz, Chron. Bickenkl.
131, 18
; Ruh, Bonaventura
346, 27
; Klein, Oswald
67, 21
.5.
›wohlgestaltet, makellos, vollkommen, herrlich‹; im Gegensatz zu 4 von weltlichen Dingen und Erscheinungen gesagt; vgl.
1
adel
4.Häufig literarische Texte.
Bedeutungsverwandte:
herlich
zart
Syntagmen:
nase sein a.; etw. a. zieren; a. art / frau / gestalt / meid / mensur / sat, a. angesicht / gestüle.
Belegblock:
Päpke, Marienl. Wernher
5975
(halem.
, v. 1382
): Fúr alles adel adellich | Warent sú [sin hend], schoͤn und wunneklich.
Bihlmeyer, Seuse
172, 10
(alem.
, 14. Jh.
): wie hoh der schoͤn himel ist in sinem schnellen lof, und wie adelich in sin meister gezieret hat mit den siben planeten.
Thiele, Minner. II,
19, 1
(Hs. ˹wobd.
, 15. Jh.
˺): Von adellicher mensur | und rechter figur | ist mir gebildet in min hertz | [...] | ain fröw.
Fischer, Eunuchus d. Terenz
83, 4
(Ulm
1486
): sich dir den versniten wie ist er nit adelicher gestalt, und von plüendem alter?
Klein, Oswald
78, 1
(oobd.
, 1. H. 15. Jh.
): Mich tröst ain adeliche mait, | die ist für war durch klar an tadels mail.
Päpke, a. a. O.
971
; Schlosser, H. v. Sachsenh.
877
; Fischer, a. a. O.
122, 9
; Klein, a. a. O.
12, 45
; 97, 27
; Brack
e 5r
; Maaler
371r
.6.
›stark, kräftig, heftig‹.Belegblock:
Bachmann, Haimonsk.
144, 3
(halem.
, 1530
): stiessend sy bed [apt, pryor] so adellichen an ain sull.
Ebd.
157, 25
: zog sin schwert uß und wartt sich adellichen gegen all sinen fyenden.