abwischen,
V.
1.
›etw. (Schmutz o. ä.) von einer Unterlage abwischen, abreiben; (Namenszüge) löschen, tilgen‹; mit Verschiebung des Objekts: ›etw. durch Wischen reinigen, trocken wischen‹.Bedeutungsverwandte:
abschaben
abstreichen
vertilgen
Syntagmen:
den schimmel/ rost/ namen, die zal/ träne/ angst, das auge/ brot/ pferd a.
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
3099
(nrddt.
, 14. Jh.
): [Her] entsloz uns den himel, | Daz her uns den alden schimel | Adames abe wischete.
Ziesemer, Proph. Cranc. Bar.
6, 23
(omd.
, M. 14. Jh.
): das golt, das si habin zu czirde, das luchtit nicht, is si denne ymant, der den rost abwusche.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
47, 3/4
(osächs.
, 2. H. 14. Jh.
): wen der eyne stirbit, czuhandis wischit man sinen namen abe. wer ouch wandilt sine herberge, der muz sinen namen abe wischin.
˹Mit Objektverschiebung: v. Keller, Amadis
144, 11
(Frankf.
1569
): wischet allein die Augen ab, damit diese [...] nicht sehen, daß jhr geweynet habt.
Sexauer, Schrr. in Kart.
237, 26
(Basel
, um 1510
): das. das brot das im Refent dar gelegt wirt.suber syg / das ist das es nit verbrennt / oder sust anders haben syg. das man abwúschen oder schaben müßte.
˺
Mathesius, Passionale
55, 28
; Helm, a. a. O.
4266
; Barack, Zim. Chron.
3, 64, 36
; Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 712, 33
; Serranus
4v
; Maaler
9r
; Wrede, Aköln. Sprachsch.
56b
; Dietz, Wb. Luther
1, 37a
.2.
›etw. (oft: Sünde) löschen, tilgen, ungeschehen machen‹; Ütr. zu 1.Bedeutungsverwandte:
austilgen
Belegblock:
Ziesemer, Proph. Cranc. Jes.
47, 11
(preuß.
, M. 14. Jh.
): uf dich wirt phaltzen kummir, den du nicht magist abgewischen.
Mayer, Folz. Meisterl.
72, 214
(nobd.
, 1517
/18
): schreib uns in das lebent püch | Und wisch uns ab den flüch, | Das in kein crist nymer versüch.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
2, 81
(Nürnb.
1517
): Von wegen der gleichheit mit got mag er verurteilen, wegknemen, außtilgen und abwischen aller menschen ubeltat und sünd.
Turmair
4, 610, 9/10
(moobd.
, 1522
/33
): wolten inen allain die schmach schand unêr und schaden [...] widergelten, woltens abwischen und mit gleichem wert wider bezaln, darnach ains gegen dem andern abrechen und abwischen.
3.
Einzelverwendungen als Ütr. zu 1: ›jm. etw. abreißen, abschlagen‹; ›jm. etw. mit List nehmen, abgaunern‹.Bedeutungsverwandte:
abtreiben
stelen
abknappen
Belegblock:
Kurz, Waldis. Esopus
2, 12, 4
(Frankf.
1557
): ES war ein wildes Eberschwein, | Lieff offt den Bawrn ins Korn hinein, | Biß jn der Bawr eins mals erhuscht, | Vnd jm ein ohr vom kopff abwuscht.
Ebd.
2, 46, 4
: M An sagt von einem geylen Weib, | Die hat jren vnkeuschen Leib | Mit einem jungen Gselln vermischt, | Vnd jm schier alles abgewischt: | Als Gelt vnd gut het jm die Braut | Abtrieben.
v. Keller, Ayrer. Dramen
2424, 15
(Nürnb.
v. 1618
): Du hast jr erst zwen gwischet ab.