absetzen,
V.,
unr., meist rückuml.1.
›jn. eines Amtes entheben, absetzen‹.Bedeutungsverwandte:
abstossen
entsetzen
abkiesen
abnemen
abstellen
abtun
Gegensätze:
aufsetzen
Syntagmen:
den büttel / rat / abt / könig a.; jn. vom amte, von eren / würden a.; abgesezter könig.
Belegblock:
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl.
3, 155, 31
(mosfrk.
, 1336
): daz unser [...] nachkomen nach uns denselven Everharden von diesme ampte absetzen wolden.
Thiele, Chron. Stolle
504, 1
(thür.
, 3. Dr. 15. Jh.
): der eyn vor banter unnd abe gesatczter konningk was gewest zu behemen.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
5, 3
(osächs.
, 2. H. 14. Jh.
): Ouch seczt her ebte und abseczt in vil clostirn di do sint.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
114, 42
(nobd.
, 1. H. 15. Jh.
): wan den dreyen personen [...] ein buttel nicht gefellig were [...], die haben magt, in abzuseyczen.
Roth, E. v. Wildenberg
16, 23
(moobd.
, v. 1493
): Nach vil [...] eroberung kam Octavianus gein Rom und absetzt 20 tausent aus der ritterschaft von irn ambten und wirden.
Hübner, Buch Daniel
3733
; Beyer, UB Erfurt
2, 201, 18
; Bastian u. a., Regensb. UB
461, 20
; Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
111, 5
; Piirainen, Stadtr. Sillein
121b, 29
; Voc. inc. teut.
a iiijr
; Schöpper
66b
; Serranus
2r
; 3v
; Maaler
6r
.2.
›jm. jn. abspenstig machen, abwerben‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. abdingen
Belegblock:
Fischer, Eunuchus d. Terenz
32, 8
(Ulm
1486
): das sie dir denselben nit absetze.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 31, 16
(halem.
, 1508
/16
): aber kein ort dem andren sin lüt, land oder andere recht solle absezen, sunder bi geschwornen eiden schuldig sigind, die helfen ein ander ze beschirmen.
Schwäb. Wb.
1, 68
.3.
›sich davon machen, wegstehlen, absondern‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. abstelen
Belegblock:
Sappler, H. Kaufringer
14, 134
(schwäb.
, Hs. 1464
): der guot ritter und sein knab | die satzten sich ainhalb ab.
Winter, Nöst. Weist.
1, 130, 28
(moobd.
, um 1630
): da es sich begab das sich ein viech absetzet.
4.
›etw. (rechtlich) anfechten; jn. (rechtlich) zurückweisen‹.Belegblock:
Rennefahrt, Statut. Saanen
261, 23
(halem.
, 1644
): In welcher zit einer ein angenomen spruch absetzen möge.
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 227, 1
(schwäb.
, 1447
/8
): alz er da rehtet von der Gislinger von Hirsow wegen, alz er sy da mit reht absatzt.
Schweiz. Id.
7, 1635
.5.
›etw. (Bestehendes, z. B. eine Rechtsverordnung) aufheben, für nichtig erklären‹.Bedeutungsverwandte:
abstellen
abtun
Belegblock:
Rot
285
(Augsb.
1571
): auffheben / [...] vnkrefftig machen / abstellen / absetzen.
Rwb
1, 272
; Schweiz. Id.
7, 1633-1634
.6.
›etw. verbrauchen, verschleißen, abnutzen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. abniessen
Belegblock:
Löscher, Erzgeb. Bergr.
147, 10
(omd.
, 1554
): Do aber arme bergkleute schechte gewältigen, do mag ihnen ein alt abgesaczt seil, doch mit vorwissen der geschwornen, gegeben werden.
7.
›etw. vernichten, zerstören‹.Belegblock:
Schmitz, Schiltb.
71, 19
(Frankf.
1597
): Damit nun das herwachsende Saltz nit zertretten wurde / oder sonst abgesetzet.
Roloff, Brant. Tsp.
2014
(Straßb.
1554
): Gelobt sigst du Herr Jesu Christ | Du der also gewaltig bist | Das du magst setzen alle ding | Und die wider absetzen gering.
8.
›etw. (z. B. den Kopf) abschlagen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. abhauen
Belegblock:
Chron. Augsb.
8, 348
/9, Anm. 3 (schwäb.
, zu 1548
): den aber der hencker zuͤ tief in bottich getroffen, doch volgends den kopf gar abgesetzt.
9.
›etw. absetzen, abstellen; jn. (z. B. vom Pferd) herunterreißen, abwerfen‹.Bedeutungsverwandte:
ablegen
abstellen
deponieren
Belegblock:
Rot
304
(Augsb.
1571
): Deponirn, Absetzen/ablegen/abstellen.
Chron. Augsb.
8, 86, 18
(schwäb.
, zu 1561
): da ist er von iren dreien [...] angerent, von seinem pferdt abgesetzt und an die Rennsäul gebunden worden.
Wrede, Aköln. Sprachsch.
42b
.10.
›sich niederschlagen, sich setzen (von Substanzen)‹; Part. Prät. wohl auch: ›abgestanden, abgelagert‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. ablassen
Belegblock:
Löffler, Columella/Österreicher
2, 296, 12
(schwäb.
, 1491
): ruͤren das sich nichs absetz.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
120, 23
(preuß.
, 1508
): 12 vasz merczbir, 17 thon abgesaczt bir, 20 thon calazenbir.
11.
›etw. (eine Ware) im Preis herabsetzen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. abschlagen
Belegblock:
Loesch, Kölner Zunfturk.
2, 75, 4
(rib.
, 1441
): die biermeister mogen in dat [...] bier afsetzen up einen penning.
Opel, Spittendorf
137, 2
(osächs.
, um 1480
): sie des eynig worden sind und haben dem stugke saltzes eynen swertgroschen abegesatzt.
Wrede, Aköln. Sprachsch.
43a
.12.
›(den Edelmetallgehalt einer Münze) verringern, (eine Münze) geringerhaltig prägen‹.Bedeutungsverwandte:
abtreten
bekrenken
schwächern
abschlagen
Gegensätze:
aufsetzen
Syntagmen:
gold a., die / der münze a.
Belegblock:
Merk, Stadtr. Neuenb.
162, 32
(nalem.
, 1414
): daz golt in solicher mossen abegesetzt und bekrenket solte sin worden.
Koller, Ref. Siegmunds
345, 32
(Hs. ˹Basel
, um 1440
˺): daz bestat nit lang, sy [münsß] wurt abgesetzet und wurt daz golt geswecht.
Chron. Nürnb.
1, 241, 12
(nobd.
, 1385
): daz die muntz und die haller bey in also fursehen und besorgt werden, daz man ir iht ab setz, und daz sie besteen an korn und uffzal als vorgeschriben stet.
Ebd.
241, 44
; Merk, a. a. O.
162, 31
; Vock, Urk. Hochst. Augsb.
296, 15
; Koller, a. a. O.
347, 42
; Apherdianus
166
; Schirmer, Kaufmannsspr.
5
.13.
›(Menschen oder Tiere) entwöhnen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. abnemen
Belegblock:
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
74, 40
(preuß.
, 1396
): 1000 schof, item 400 abgesaczter lemmer.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
81, 35
(osächs.
, n. 1570
/7
): Brichstu auch dem jungen absetzenden viech abe, so mustu hernach dem abgang mit der zeit erfahren.
Ebd.
82, 15
; Ziesemer, a. a. O.
67, 17
.14.
›(Zugtiere) ausspannen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. abspannen
ausspannen
Gegensätze:
anspannen
Belegblock:
Lexer, Tucher. Baumeisterb.
126, 18
(nürnb.
, 1464
/75
): alspalde er auf den Marckt kümpt soll er absetzen und mit den pferden wider reitten in zwinger.
Chron. Nürnb.
4, 287, 6
(nobd.
, 15. Jh.
): das man geschirr auf der strass must steen lassen und die pfert an den wegen absetzen.
15.
›„einen Angriff (des Fechtgegners) auf die unteren blößen
parieren, indem die lange schnyde
mit einer Bewegung auf den Gegner zu über dessen Waffe gebracht und der Angriff aus der beabsichtigten Richtung nach der Seite abgesetzt wird“‹. (Wierschin, Liechtenauer. Fechtk.
).175
Belegblock:
Ebd.
117, 678
(oobd.
, 1. H. 15. Jh.
): Item, wie man hew vnd stich absetzen sol.
Ebd.
117, 681
: Das ist, das du lernen solt, hew vnd stich also mitt kunst absetzen, das dein ort jn treffe.
Wrede, Aköln. Sprachsch.
43a
; Trübner, Dt. Wb.
1, 34
.16.
›etw. (z. B. Mörtel) zur Weiterverarbeitung zubereiten; etw. (z. B. Kalk) löschen‹ (?). Das Dwb, Neub.
setzt für diese Beleggruppe ›mit einer anderen Substanz versetzen, vermischen‹ an.1, 942
Nur siebenbürgisch belegt.
Belegblock:
Rechn. Hermannst.
1, 13
(siebenb.
, 2. H. 14. Jh.
): dy den morter abseczen 10 gulden.
Rechn. Kronstadt
1, 304, 32
(siebenb.
, 1521
): illis, qui calcem praeparaverunt, abgesazt ibidem, 4 vecturas.
Ebd.
2, 166, 38
(1529
): vor 3 fueren kalck vnd das im yn auch abgesatzt hat flor. 3 asp.
Ebd.
3, 328, 29
(1560
): Mer hab ich herr geben vor 2 foǔren kalk fl. 2, Vnnd den dor khnechten, Ab czŭ seczenn, drankgeld asp. 2.
17.
›etw. (eine Handlung) unterbrechen, mit etw. aufhören, innehalten‹; von Gegenständen: ›sich gliedern, (eine Linie) unterbrechen‹.Belegblock:
Chron. Augsb.
8, 335, 16
(schwäb.
, zu 1547
): Darauf dannocht der landtgraf nit abgesetzt.
Lexer, Tucher. Baumeisterb.
57, 5
(nürnb.
, 1464
/75
): an was arbeit man ine schickt zu furen, das er das thue und auch zu rechter zeit zu und absetz von der arbeit.
Maaler
6r
(Zürich
1561
): On Absetzen / Eines trũcks / Jn einẽ athem zug.
Rauwolf. Raiß
38, 4
(Lauingen
1582
): wie das Schaffthew mit vilen knoͤpflein [...] abgesetzet.
18.
›etw. (z. B. einen Spruch) anführen‹.Belegblock:
Schmitz, Schiltb.
3, 11
(Frankf.
1597
): Welches dann / laut abgesetzten Spruches / aus jhrer edlen art [...] leichtlich abzunemmen.