abgang,
der
;
-es
/ für 8 und 12 (
-e
) + Uml.
1.
›Gang abwärts, Gang hinab, Abstieg (als Tätigkeit von Personen)‹; zu
abgehen
 1; metonymisch: ›abwärts laufender Weg‹; vom Wasser: ›Abfluß (als Vorgang); Ebbe‹.
Gegensätze:
angang
 4.

Belegblock:

Voc. Teut.-Lat.
a iijr
(
Nürnb.
1482
):
Abgang. descensus.
Ebd. :
Abganck zu der helle.
Zur Metonymie: Regestbeleg bei Wilkes, Ev. Gem. Duisb.
244, 18
. Dazu wohl auch
Voc. inc. teut.
a ijv (
Speyer
1483
/
4
):
Abgangk an einẽ berg od’ bohel: Decliuus.
Vom Wasser: Dinklage, Frk. Bauernweist.
110, 40
(
nobd.
,
15. Jh.
):
Item umb den rechten abgangk, do soll jedermann anfegen also ferr, als sein wisen gehet.
Maaler
2v
(
Zürich
1561
):
Der Abgang deß wassers.
Ebd.
20v
:
Der An vnnd abgang des meers. Aestus maris.
2.
›das Abschreiten, Umgehen eines Geländestückes (z. B. zu Zwecken der Steuerveranlagung)‹.

Belegblock:

Shess. Wb.
1, 30
.
3.
›Untergang (der Sonne)‹; zu
abgehen
 3; metonymisch anschließend: ›Westen‹.
Gegensätze:
zugang
.

Belegblock:

Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
22, 28
(
noobd.
,
1347
/
50
):
die sunne in irem zugang und in irem abgang.
Winter, Nöst. Weist.
3, 133, 23
(
moobd.
,
16. Jh.
):
rain so zunagst abgang der sunen ligt.
4.
›Weggang, Beiseitetreten, Abgang (von der Bühne); Rücktritt (von einem Amt), Ausscheiden‹; zu
abgehen
 6, mit letzterer Nuance zu 9.
Bedeutungsverwandte:
abscheid
 1,
wegzug
; vgl.
abfürung
 2,
abschied
 1,
abtretung
 3; 5.

Belegblock:

v. Keller, Ayrer. Dramen
2217, 13
(
Nürnb.
v. 1618
):
Abgang. Kompt Sidea.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
6b
(
Genf
1536
):
abgang / wegzug / abscheid.
Wrede, Aköln. Sprachsch.
16b
.
5.
›Tod‹;
zu
abgehen
 12.
Bedeutungsverwandte:
abscheid
 2,
sterben
(
das
) 1,
tod
 1 (häufig); vgl.
ableibung
 1,
abschied
 2.
Syntagmen:
tödlicher a.
(häufig), in aller Regel in präp. Formel
nach a.
(+ Gen. der Person).

Belegblock:

Ulner
82
(
Frankf.
1577
):
Der toͤdlich Abgang deines lieben Gemahls ist mir von Hertzen leid.
Thiele, Chron. Stolle
483, 10
(
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
nach abegange des gemelten unsers lieben hern.
Loose, Tuchers Haushaltb.
175, 16
(
nürnb.
,
1. H. 16. Jh.
):
ward mir nach abgang Jobsten Hallers seligen das geschefftsigel [...] verlihen.
Rintelen, B. Walther
7, 6
(
moobd.
,
1552
/
58
):
das Erb/guet nach seinem Abgang auf seine Erben fallen thuet.
Roth, E. v. Wildenberg
67, 10
(
moobd.
,
v. 1493
):
das geschach nach abgang konig Karl.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
69, 20
;
Chron. Augsb.
8, 70, 16
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
195, 11
;
240, 34
;
Turmair
1, 356, 24
;
4, 827, 5
;
1127, 8
;
Schöpper
113a
;
Maaler
2v
;
Volkmar
186
;
Dietz, Wb. Luther
1, 14b
.
6.
›Ende, Ausgang von etw. (im zeitlichen Sinne)‹;
zu
abgehen
 14.

Belegblock:

Vetter, Pred. Taulers
222, 19
(
els.
,
1359
):
Diser fúrgang der můs einen abgang haben, als ir gehoͤrt hant.
Hierher wohl auch: Lappenberg, Fleming. Ged.
837
(
1635
):
fleiß, den Er [...] bei vbersetzung der Klagelieder Jeremias [...] nicht/ohne rühmlichen Abgang angewendet.
(
Lappenberg
im Glossar der Ausgabe: ›Erfolg‹; dann läge Metonymie vor).
Dietz, Wb. Luther
1, 14b
.
7.
›Verfall, Niedergang, Rückgang (von Sachen)‹; zu
abgehen
 16; offen zu 10.
Bedeutungsverwandte:
untergang
,
verderben
.
Gegensätze:
erbauung
 3.
Syntagmen:
bergwerk / gut / stat / urbar / regiment in a. geraten / kommen
(häufig).

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
21, 24, 10
(
schles.
,
1533
):
doraus solch bergwergk zum teil in einen abgang kommen.
Barack, Zim. Chron.
1, 21, 6
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
welche [stat] durch krieg verderpt und in ain abgang komen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
42, 3
(
m/soobd.
,
1503
):
Ob ainer [...] seiner genaden urbar nicht peulich [...] inhiet, was abgang daran wär.
Schmitz, Schiltb.
16, 4
;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu.
2, 43, 18
;
Maaler
2v
;
Pfälz. Wb.
1, 32
.
8.
›Schwund, Minderung, Nachlassen (der geistigen und körperlichen Kräfte)‹;
vgl.
abgehen
 17.
Bedeutungsverwandte:
abnemung
 1,
neigung
 2; vgl.
abtrit
 5.

Belegblock:

Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
202, 29
(
moobd.
,
1478
/
81
):
Nu hett der künig Loys zu zeiten etlich mercklich abgeng in seinem haupt, also das er seiner vernuft berawbt ward.
Leidinger, V. Arnpeck
596, 4
(
moobd.
,
v. 1495
):
der küng het zu zeiten abgank in dem haubt, also das er dardurch verirt ward seiner vernunft.
Maaler
2v
(
Zürich
1561
):
Neigung vnd Abgang deß alters [...] Deß leybs Abgang vnd abnem̃ung.
9.
›Vergänglichkeit‹.

Belegblock:

Mayer, Folz. Meisterl.
21, 27
(
nobd.
,
v. 1496
):
Do anfang, mitt und ente, | Doch on anfang, | Frey mit des mittels willen | Dem ende solte zillen | On abegang | Und vor ewigen tagen!
10.
›Verlust, Abzug, Wertminderung, Schaden (im wirtschaftlichen Sinne); Nachteil, Schmälerung allgemein‹; vgl.
abgehen
 21; 24; offen zu 11.
Bedeutungsverwandte:
abbruch
 3,
ärgernis
 1,
eintrag
 1,
gebrest
 1,
nachteil
,
schade
(
der
) 10; 11,
verlust
,
versäumnis
; vgl.
abtrag
 7,
abzug
 8.
Gegensätze:
gewinst
 1.
Syntagmen:
a. haben
(häufig) /
nemen / hinfüren / ersetzen / erstatten, jm. den a. bezalen, jm. a. zufügen; abgang
(Subj.)
geschehen / entstehen, gehen ab von etw.; des a. erholen; etw. für a. rechnen; grosser / merklicher a.; a. der güter; a. auf der schmiede / am zin / am haus / am zins; one abgang
(formelhaft).

Belegblock:

Schmidt, Frankf. Zunfturk.
1, 241, 30
(
hess.
,
1511
):
do mogen sie von der margk eyn quentin [...] fur eynen abegangk rechenen.
Opel, Spittendorf
103, 20
(
osächs.
,
um 1480
):
uch zu [...] gewinste und den hern [...] zu grosszem abegange.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
11, 27
(
schles.
,
1392
):
des abegangis vnd schadin sal [...] sie sich erholen.
Kohler, u. a. Bamb. Halsger. 268 c,
12
(
Bamb.
1507
):
wo dieselbig hab [...] abging oder geergert wurde, solchen abgangk oder ergernuss [...] zu erstatten.
Rot
320
(
Augsb.
1571
):
der schad [...] der jhm auß der sachen entstanden / vnnd darzů der abgang / oder die versaumnus des nutz.
Bastian, Runtingerb.
2, 252, 28
(
oobd.
,
1396
):
Ich lazz in je an 40 markchen 1 lot fur den abgankch auf der smitt.
Chron. Augsb.
2, 149,
A. 4;
394, 16
;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
135, 24
;
314, 3
;
321, 5
;
378, 5
;
565, 24
;
Chron. Nürnb.
4, 317, 24
;
5, 479, 5
;
Karnein, de amore dt.
130, 48
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
258, 11
;
Rintelen, B. Walther
63, 29
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
40, 23
;
Schöpper
55b
;
Schwartzenbach
A iijv
;
Maaler
2r
.
11.
›Mangel an etw., Fehlen von etw.‹;
vgl.
abgehen
 21.
Bedeutungsverwandte:
dürftigkeit
,
fel
,
gebrechen
(
der/das
) 1,
1
mangel
 1 (häufig).
Syntagmen:
a. haben
(häufig);
grosser a.; a. der narung / zerung / sachen; a. an korn / notdurft / speise / schuhen.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
453, 1192
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
von abgang daz gezewges.
Chron. Augsb.
2, 170, 4
(
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
hetten die Schweitzer [...] großen mangel und abgank an koren.
Bauer, Imitatio Hallers
62, 22
(
tir.
,
1466
):
Vnd das er hat grosse tugent vnd andacht, so hat er noch grossen abgankch.
Turmair
4, 608, 9
(
moobd.
,
1522
/
33
):
in grossem abgang und teurung.
Mell u. a., Steir. Taid.
5, 23
(
m/soobd.
,
1523
):
sollen [...] dieselben schuester [...] an schuechen [...] kainen mangl oder abgang lassen.
Chron. Augsb.
7, 126, 25
;
9, 337, 13
;
Leidinger, A. v. Regensb.
643, 26
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
16, 31
;
81, 10
;
165, 19
;
Schwartzenbach
L ijv
.
12.
›Abfall, Reste von etw.‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
ableibe
(
die
),
abrech
.

Belegblock:

Ermisch u. a., Haush. Vorw.
162, 33
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Sonderlich seind der schneider, schuster und kürschner abgenge und kericht gutt.
Lexer, Tucher. Baumeisterb.
116, 6
(
nürnb.
,
1464
/
75
):
nachdem zu zeitten ettlich abgeng von eichen stümellen abgeen.
Preuss. Wb. (Z)
1, 27
.
13.
›Aufgabe, Lossagung (z. B. von einer Haltung), Verzicht auf etw.‹;
zu
abgehen
 5.

Belegblock:

Vetter, Pred. Taulers
400, 24
(
els.
,
14. Jh.
):
so sol er in minnen minnewerg wúrcken, und das in eime abegange sin selbes.
Strauch, Schürebrand
51, 6
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
lüste zů sparende in vil willen brechendes und abeganges in allen lüsten der fünf sinne.
Ebd.
34, 10
.