abfal,
der
;1.
›das Fallen, Herabfallen von etw.‹; daran metonymisch anzuschließen: ›Fruchtabfall der Bäume, Fallobst‹; ›Abgefallenes von Ladungen‹; vgl.
abfallen
1; 3.Belegblock:
Sachs
2, 196, 21
(Nürnb.
1541
): Das meer war wütig alles sander. | Die wellen schlugen gen einander, | Hoch wie die berg mit lautem schal, | Mit schröcklich brausendem abfal.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
437, 41
(m/soobd.
, 17.
/18. Jh.
): sollen sich dieselben nachparschaften nit unterstehen solche aichen zu schitten, sondern iren gemainen abfall.
Wrede, Aköln. Sprachsch.
14a
.2.
›Wehr, Staustelle in fließenden Gewässern‹; Metonymie zu 1.Belegblock:
Müller, Nördl. Stadtr.
93, 11
(schwäb.
, 1510
): vom abfall ob der Berckmülin an untz zu Baldinger thor.
3.
›Abhang, Hang im Gelände‹; Metonymie zu 1.; vgl.
abfällig
2.Belegblock:
Siegel u. a., Salzb. Taid.
76, 27
(smoobd.
, 1654
/68
): darnach geet unser gerichts [march] [...] geen Obbßlauffen aufs abfählel, von demselbigen abfählel wider in die Salzach auf.
Wrede, Aköln. Sprachsch.
14a
.4.
›Abfall, Lossagung, Apostasie‹; vgl.
abfallen
6.Bedeutungsverwandte:
aufrur
wiedersetzung
wiederspännigkeit
abtragung
Belegblock:
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
273, 5
(halem.
, 1490
): die anfenger und stifter diser ufrür und abfals.
Luther. Hl. Schrifft.
Esra 4, 19
(Wittenb.
1545
): Das diese Stad von alters ber wider die Könige sich empöret hat / vnd auffrhur vnd abfall drinnen geschicht.
Ebd.
2. Thess. 2, 3
: Denn er kompt nicht / Es sey denn / das zuuor der Abfalle kome.
Maaler
2r
(Zürich
1561
): Abfal zum feynd / Weñ einer zü feynd falt.
Golius
458
; Volkmar
34
; 60
; Dietz, Wb. Luther
1, 13a
; Lindmeyr, Wortsch. NT.
1899, 36
; Preuss. Wb. (Z)
1, 24
.5.
›Verfall, Niedergang, Rückgang, Untergang (vor allem von Gütern, Reichen, Herrschaftsgebilden, auch von Personen)‹; offen zu 6; 7; vgl.
abfallen
10.Gesamtfrnhd.
Bedeutungsverwandte:
abnemen
armut
nachteil
schade
der
) 1; 2; 3, schmälerung
untergang
verderben
zerrüttung
Syntagmen:
etw.
(z. B. krone / name / haus / gut / erbe
) in a. kommen; etw.
(z. B. Rom / reich
) in a. bringen; a. des bergwerks / reiches, der stat; gewisser / unwiederbringlicher a.
Belegblock:
Löscher, Erzgeb. Bergr.
139, 7
(omd.
, 1529
/30
): was abfals und zuruttung des bergkwergs [...] erwachsen wurden.
Chron. Augsb.
7, 78, 5
(schwäb.
, zu 1548
): wer also gemainer stat abfall und schmellerung des gemainen nutz dermaßen ervolgt.
Ebd.
8, 421,
Anm. 1 (schwäb.
, 1556
): diser alten löblichen stat, derselben burgern und inwonern, zuͤ gewissem abfal und endtlichem verderben.
Ebd.
8, 110, 18
(schwäb.
, zu 1561
): das bapstumb dardurch gar in abfal kome.
Turmair
4, 16, 13
(moobd.
, 1522
/33
): Nachdem das heilig römische reich in abfal bracht ist worden.
Ebd.
479, 1
: Sein nachmals die erben Davids [...] in grossen abfal und armuet kumen.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
21, 52, 5
; Chron. Augsb.
7, 311, 8
; V. Anshelm. Berner Chron.
5, 135, 23
; Turmair
1, 116, 12
; 4, 11, 21
; 618, 22
; Mell u. a., Steir. Taid.
58, 3
; Dietz, Wb. Luther
1, 13a
.6.
im Anschluß an 5 speziell: ›Abnahme des Metallgehaltes bei Erzen‹.Omd.; Fachtexte des Bergbaus. – Vgl.
Veith, Bwb.
.4
Belegblock:
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
21, 103, 31
(schles.
, 1546
): dardurch die zeche in abfal nicht gedeye.
Ebd.
20, 245, 19
; 21, 118, 9
.7.
›Lösung, Loslösung von etw. (z. B. von jeder Gegenständlichkeit)‹; ütr. auch ›Tod‹. Oft Verschiebung auf die Gegenständlichkeit, von der die Lösung erfolgt. – Vorwiegend mystische Texte des 14. Jhs.; vgl.
abfallen
9 und (für ›Tod‹) abfallen
5.Belegblock:
Bihlmeyer, Seuse
380, 3
(alem.
, 14. Jh.
): so mag aber der liplich tod wol heissen ein núwú gebúrt von dez sweren libes abval, von dem frien ingang in die ewigen selikeit.
Quint, Eckharts Pred.
1, 132, 1
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): Allez, daz gebrestenlich ist, daz ist abeval von wesene.
Ebd.
2, 182, 4
: Mîn varwe enist mîn natûre niht, mêr: ez ist ein abeval mîner natûre.
Ebd.
183, 3
: Allez, daz lîplich ist, daz ist ein abeval und ein zuoval und ein niderval.
Bihlmeyer a. a. O.
159, 25
; Dehnhardt, Metaphorik d. Mystiker.
1940, 73
; Wrede, Aköln. Sprachsch.
14a
.8.
›Abgabe, Abgabeverpflichtung‹; vgl.
abfallen
13.Belegblock:
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
179, 11
(halem.
, 1525
): wie der vertrag [...], so uf den abfal von der vier orten boten gemacht.
Rwb
1, 62
.9.
›Zurückgehen des Wassers, Ebbe‹; vgl.
abfallen
3.Bedeutungsverwandte:
vgl. abgang
ablaufen
ebbe
Gegensätze:
anfal
Belegblock:
Henisch
77
(Augsb.
1616
): Der anfall vnd abfall deß Meers /aestus.