ätzen,
etzen,
atzen
(letzteres deutlich seltener), V.
1.
›jm. zu essen geben, jn. speisen‹; speziell: ›(Häftlinge) verpflegen‹; ˹in rechtssprachlichen Verbotsformeln: ›jn. verköstigen, jm. Unterschlupf bieten‹˺; ›(Tiere) füttern‹; ˹mit Satzgliedverschiebung: ›etw. (z. B. Hafer) verfüttern‹˺; spezialisiert: ›(Vieh) zur Waldweide treiben‹; als Fachwort in der Falknerei: ›(den Raubvogel) füttern‹, vereinzelt auch als Konverse: ›fressen, sich Futter holen (vom Raubvogel)‹; zu
1
as
1, ässen
1.Phraseme:
den gauch ätzen
›prahlen‹.Bedeutungsverwandte:
speisen
abfüttern
abspeisen
2
achen
asen
ässen
aufenthalten
aufhalten
auflassen
aushalten
Syntagmen:
einen habicht, ein kind / vieh, das hun, den hund / vogel ä., haber / stroh / heu / grummet ä., habichte ire jungen ä.
; (einen Vogel) mit fleisch / as ä., sich mit der hand / dem fus ä.
; bezalung des ätzens.
Belegblock:
Kollnig, Weist. Schriesh.
184, 10
(rhfrk.
, 1568
): sollen sich die Underlaudenbacher desselben mit irem vihe gentzlich entschlagen und keines etzen oder lesen.
Ebd.
241, 8
(1571
): ätzten sie aber habern, den soll die gemein bezallen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
51, 18
(Basel
1494
): Das man merckt / wo er aͤtzt den gouch.
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
304, 4
(schwäb.
, 1399
): Keinen [...] weder hawsen noch hofen, ätzen, trenchken, hinschieben noch hanthaben.
Chron. Augsb.
2, 48, 6
(schwäb.
, Hs. 16. Jh.
): wer den Püttrich hauset oder hofet, atzte oder trenkte oder gefarlichen hinschub.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
196, 15
(oobd.
, 1349
/50
): welheu hüenr man ätzt mit halbgekochter gersten, diu legent vil air.
Ebd.
222, 9
: er [vogel] ätzt sich selber mit seim fuoz als ain mensch mit der hant.
Turmair
4, 18, 15
(moobd.
, 1522
/33
): Ameln. der kinder warten, dieselben ätzen und trenken.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
427, 45
(m/soobd.
, 1565
/81
): wer ainen solchen darzue fuerdert, hilft, räth, steuert, aczet, trenket oder behauset.
Vetter, Pred. Taulers
52, 21
; Wiessner, Wittenw. Ring.
4341
; Uhlirz, Qu. Wien
2, 2, 2916, 13
; Turmair
5, 503, 8
; Winter, Nöst. Weist.
3, 808, 15
; Maaler
12v
; Pfälz. Wb.
1, 358
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
19
; Schweiz. Id.
1, 626-628
; Rwb
1, 844
; Trübner, Dt. Wb.
1, 133
.2.
›(Vieh) weiden‹; metonymisch: ›(Grasflächen) abweiden lassen‹; mit Satzgliedverschiebung: ›(den Bewuchs einer Fläche) abweiden lassen‹, mit Übergang zu: ›jn. durch Weidenlassen des Viehs schädigen‹.Bedeutungsverwandte:
grasen
weiden
abätzen
abhalten
abhüten
abschlagen
Syntagmen:
das vieh / die alpe / almende / weide / weidfart, das gut / korn / heu / gras a.
; jn. frefenlich ä.
Belegblock:
Kollnig, Weist. Schriesh.
121, 5
(rhfrk.
, 1599
): das graßen auf der allmend ist verbotten von St. Georgentag angehend [...], nemblich das man dörren will; aber daß einer ätzen will, ist erlaubt.
Jahr, H. v. Mügeln
1154
(omd.
, Hs. 1463
): wann es sin spise wolde han: | sin schaden keine wise melt, | ouch etzt es nicht der lüfte felt.
Merz, Urk. Lenzb.
146, 49
(halem.
, 1624
): daß die weidfahrt [...] einzig vnd allein Lenzburg zustehen [...], nach ihrem belieben vnd gefahlen zuo atzen vnd zuo nutzen heimb⸗ vnd zuodienen.
Vorarlb. Wb.
1, 138
; Schweiz. Id.
1, 627/28
; Rwb
1, 844
.3.
›(ein Fanggerät) mit Köder, Aas versehen‹; vgl.
1
as
4, ässen
2.Belegblock:
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
250, 13
(oobd.
, 1349
/50
): der visch hât die art, daz er in die geätzten hamen peizt.
Ebd.
310, 5
: dâ mit man die ängel äzt, sô man die visch wil vâhen.
Schweiz. Id.
1, 626
.4.
›sich feindselig gegen jn. verhalten, Rachegefühle hegen; plündern‹.Belegblock:
Maaler
12v
(Zürich
1561
): Aetzen / Betriegen.
Chron. Augsb.
2, 21, 26
(schwäb.
, Hs. 16. Jh.
): [sie] lagen dem bischoff mit gwalt im land und pranten und atzten 6 tag.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 742, 46
(schwäb.
, v. 1585
): der [...] gegen allen denen, so inen zu versprechen stehen, an iren leiben und güettern führohin nimmermehr zu anden, zue etzen, zu äfern, zue rechen.
Schwäb. Wb.
1, 350/51
.